Der Tollwütige

Informationen

OT:La Belva col mitra

ca.91 Minuten

Italien 1977

Regie

  • Sergio Grieco
Darsteller

  • Helmut Berger
  • Marisa Mell
  • Richard Harrison
  • Marina Giordana
  • Luigi Bonos
  • u.a.

Der Tollwütige

Story

Nanni Vitale, ein psychopathischer Schwerkrimineller bricht zusammen mit einigen Komplizen aus dem Hochsicherheitsgefängnis aus. Sein einziger Gedanke kreist um Rache. Rache an dem Mann, der ihn als Zeugen damals vor Gericht belastet und somit ins Gefängnis gebracht hat. Nachdem er ihn endlich gefunden hat bereitet Nanni ihm erst mal einen qualvollen Tod und macht sich dessen Freundin Giuliana gefügig. Als er einen Raubüberfall auf ein Unternehmen plant, in dem ihr Vater arbeitet, wendet sie sich verzweifelt an Kommissar Santini, dessen Vater einst als Richter für die Verurteilung Nanni Vitales verantwortlich war. Als er Nanni und seine Kumpanen mit Hilfe von Giuliana in eine Falle lockt, kann Nanni entkommen. Und seine blutige Rache ist nur eine Frage der Zeit…

Kritik

Wer kennt sie nicht, die Szene in Quentin Tarantino’s hervorragendem “Jackie Brown” (USA, 1997): Bridget Fonda räkelt sich völlig zugekifft auf dem Sofa und schaut sich einen Film im Fernsehen an. Samuel L. Jackson gesellt sich dazu und fragt, auf den gerade gezeigten Darsteller auf dem Bildschirm deutend: „Ist das Rutger Hauer?“ Bridget antwortet leicht genervt: „Nein, das ist Helmut Berger!!“

Hier ist er nun also: Der Film, den Tarantino in seinem Werk auf diese Weise ein Denkmal gesetzt hat: „DER TOLLWÜTIGE“, u.a. hierzulande auch unter dem Titel „Mad Dog“, international auch als „Beast with a Gun“ bekannt.

Helmut Berger, u.a. bekannt durch seine Mitwirkung an so netten Filmbeiträgen wie „DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY“ (Massimo Dallamano, Deutschland, Italien, 1970) oder „FACELESS“ (Jess Franco, Spanien, Frankreich, 1988) brilliert in der Rolle des Fieslings Nanni (für einen Italo-Thriller dieser Zeit völlig untypisch OHNE Suppensieb über der Operlippe). Mal abgesehen davon, das er hier den Oberfiesling schlechthin präsentiert, konnte und kann Helmut Berger im wirklichen Leben eine Menge Sympathien einheimsen, da er sich trotz aller Starallüren und Nebenwirkungen des allzu flüchtigen Star-Lebens immer als Mensch präsentiert. Sei es sein offen locker geführtes Sexualleben, die Unterstützung jüngerer Künstler (u.a. wirkte er in Christoph Schlingensiefs „Die 120 Tage von Bottrop“ (Deutschland, 1997) oder in einem Videoclip der Hamburger Independent-Combo „Blumfeld“ mit) oder einfach nur, dass er (wenn auch unfreiwillig) aufgezeigt hat, dass auch Promis nur Menschen sind, als er feststellen musste, dass sich Magen- und Darmprobleme bei öffentlichen Veranstaltungen äußerst peinlich auf einen weißer Anzug auswirken können…

Ganz anders dagegen der Helmut Berger in „DER TOLLWÜTIGE“: Berger spielt die Rolle des rachsüchtigen Psychopathen mit einer derartigen Inbrunst und einem intensiv bösen Mienenspiel, dass einem Angst und Bange wird und sich Vergleiche zur grandiosen Vorstellung von David Hess als brutalem Filmschurken in dem Klassiker „Last House on the Left“ (Wes Craven, Sean Cunningham, 1972) geradezu aufdrängen. Die Szenen in der z.B. scheinbar grundlos einen wehrlosen Tankwart halb totschlägt oder wie er am Ende des Films den nackten Oberkörper von Marina Giordana als Kommissartochter Carla mit dem Messer bearbeitet, lassen auch hartgesottenen Zuschauern angesichts der Kaltblütigkeit des Dargestellten den Atem anhalten.

Die äußerst attraktive Marisa Mell durfte sich ja einst schon bei Lucio Fulci „Nackt über Leichen“ präsentieren („Una sull’altra“, Frankreich, Italien, Spanien, 1969) und konnte auch 1975 in „Parapsycho – Spektrum der Angst“ (Peter Patzak, Deutschland) schon mal in die Psychopathen-Welt hineinschnuppern und füllt die Rolle des unter dem Bann Bergers stehenden Opfers sehr überzeugend aus.

Ein regelrechtes Phänomen im Filmbereich stellt wohl „Commissario Santini“ Richard Harrison dar: Während sich viele Schauspieler im Action/Thriller- Bereich die Hörner relativ schnell abstoßen und im höheren Alter denn doch eher Rollen in etwas ruhigeren Filmen annehmen, hat sich Richie nach seinen 60er-Jahre Anfängen im Western- und Abenteuer-Genre und einem kurzen Ausflug in das Thriller- und Exploitation- Milieu (neben dem „Tollwütigen“ u.a. auch in dem Italo-Trash-Klassiker „Provinz ohne Gesetz“(„Provincia violenta“, Mario Bianchi, Italien, 1978)) in den 80er Jahren ganz dem actionlastigen „NINJA“-Film hingegeben…

Der grandios eindringliche Soundtrack von Umberto Smaila erinnert stellenweise an die Werke der Argento-Hausband GOBLIN: wunderschöner, teils minimalistischer Keyboard-Klaviersound mit eingängiger Melodie, die einem auch nach Genuss des Films noch im Gedächtnis haften bleibt.

Den Feinschliff des ohnehin in sich schon stimmigen Werkes erhält der Film dann zusätzlich noch durch seine hervorragende deutsche Synchronisation, die einfach von hinten bis vorne wie die Faust aufs Auge passt, sich keinerlei Blößen durch irgendwelchen albernen Klamauk gibt und durch die gerade Helmut Bergers schauspielerische Vorstellung noch zusätzlich intensiviert wird. Sogar international scheint die deutschsprachige Fassung des Films bei Filmfreunden sehr beliebt zu sein. Einen Helmut Berger hört man Kraftausdrücke und Beleidigungen nun mal am liebsten auf deutsch sagen…

Die FSK-Freigabe ab 16 Jahren war seinerzeit wohl ein gutgemeinter Witz seitens der FSK: Zwar kommt der Film ohne übermäßig harte Blut- und Gewaltdarstellungen aus, die angedeuteten Sadismen und Quälereien sind allerdings schon wahrhaft harter Tobak: So beobachtet z.B. Helmut, gerade die Begleiterin eines gefangen genommenen Verräters vergewaltigend, seine Kumpane, wie sie den Mann zusammenschlagen. Da er einerseits gelangweilt ist von der eigenen Rumreiterei, andererseits seinen Kumpels nicht das vergnügen überlassen will, seinen Verräter zu erledigen, ergreift er mal eben selbst die Initiative und springt von der Frau runter, nur um dem Typen selber ordentlich seine Fresse zu zermatschen. Und wenn Helmut dann das bewusstlose Opfer in eine Grube werfen lässt, um dann so einen herrlichen Satz zu sagen, wie: „Los, Bruno, hol jetzt den Kalk!!“, dann wissen eingefleischte Fans sicher, dass der arme Mann nun wohl seine persönliche GEISTERSTADT DER ZOMBIES besuchen wird… (Die Bundesprüfstelle sah es denn bezüglich der Jugendfreigabe auch entsprechend anders als die FSK und setzte den Film trotz FSK 16 auf den Index…)

Alles in allem ist der „DER TOLLWÜTIGE“ uneingeschränkt wirklich jedem Filmfan zu empfehlen und verliert auch bei mehrmaligem Sehen nichts von seiner Intensität und seinem Charme. Das ist wirklich grandioses Kino!!!! Es zeigt sich einmal mehr, dass Quentin Tarantino wirklich einen erlesenen Filmgeschmack hat, wenn er Kultschauspielerinnen wie Pam Grier oder Filmen wie „DER TOLLWÜTIGE“ in seinen Produktionen wohlverdienten Tribut zollt…

Fazit: „DER TOLLWÜTIGE“ ist sleaziger Terror pur!! Ein Meisterwerk des Terror-Kinos!!! Helmut Berger geht als psychopathischer Killer in die Filmgeschichte ein!!!!!

Bewertung

SplatterDer Tollwütige
SpannungDer Tollwütige
StoryDer Tollwütige
EkelfaktorDer Tollwütige
AtmosphäreDer Tollwütige
GesamtDer Tollwütige

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