Die Stunde wenn Dracula kommt

Informationen

OT:La Maschera del demonio

ca.84 Minuten

Italien 1960

Regie

  • Mario Bava
Darsteller

  • Barbara Steele
  • John Richardson
  • Andrea Checchi
  • Ivo Garrani
  • u.a.

Die Stunde wenn Dracula kommt

Story

Im Jahr 1630 wird Prinzessin Asa (Barbara Steele) von ihrem eigenen Bruder der Hexerei bezichtigt und zusammen mit ihrem Geliebten Javuto (Arturo Dominici) zum Tode verurteilt. Bevor Asa durch eine Eisenmaske mit spitzen Nägeln das Leben genommen wird, verflucht die Hexe ihren Bruder und all seine Nachkommen.

200 Jahre später reisen Dr. Kruvajan (Andrea Checchi) und sein Kollege Dr. Andrej Gorobec (John Richardson) mit einer Kutsche durchs Land und bleiben nach einer Panne unmittelbar vor den Gewölben stehen, in denen die Hexe Asa begraben liegt. Die Beiden besichtigen die Gruft und finden dabei den Sarg der Toten, die darin von einem Kreuz gebannt wird. Als Dr. Kruvajan von einer Fledermaus angegriffen wird, zerstört er versehentlich das schützende Kreuz und verspritzt etwas Blut in den Sarg. Ohne zu ahnen, dass er durch diese Aktion die Prinzessin wieder zum Leben erweckt hat, flüchtet Dr. Kruvajan zusammen mit seinem Kollegen von diesem ort und trifft vor den Gewölben auf Katia Vajda (Barbara Steele), eine Nachfahrin Asa’s. Die Hexe beschwört derweil ihren ehemaligen Geliebten Javuto wieder herauf und gemeinsam machen sie sich daran, den damals ausgesprochenen Fluch über Asa’s Nachfahren zu bringen..

Kritik

Mario Bava ist einer der bekanntesten, italienischen Regisseure, doch diesen Status musste sich der im Jahr 1980 verstorbene Filmemacher hart erarbeiten. Seinen Einstieg in die Filmbranche fand Bava als Kameramann, wobei er dank seines Talents schnell auf sich aufmerksam machen konnte. Zu dem Posten als Regisseur kam Bava anfangs nur, weil er für andere Regisseure einspringen musste, die einen angefangenen Film nicht vollenden wollten oder konnten, doch mit "Die Stunde, wenn Dracula kommt" bewies Mario Bava endgültig, dass er auch alleine in der Lage ist, einen sehr guten Film zu inszenieren. Der Streifen erregte schnell aufsehen und wurde zu einem beachtlichen Erfolg, der den weiteren Verlauf des italienischen Horrorfilms maßgeblich beeinflussen sollte und Mario Bava mit einem Schlag zu einem der bekanntesten Namen im Horrorfilmgeschäft machte.

Es wird schnell klar, woran sich das auf einem russischen Volksmärchen basierende Erstlingswerk Bava’s anlehnt: Zur selben Zeit wurden die Horrorfilme des britischen Hammer-Studios immer populärer, und auf den ersten Blick hat es tatsächlich den Anschein, als wäre "Die Stunde, wenn Dracula kommt" ebenfalls ein Auswurf des Filmstudios. Nebelverhangene Landschaften, alte Gemäuer, aristokratische Anwesen mit Geheimgängen und prachtvollen Gemälden an den Wänden, sich im Wind bewegende Spinnennetze und vieles mehr sind die Markenzeichen des britischen Gothic-Horrors. Ganz in dieser Tradition lieferte Bava mit "Die Stunde, wenn Dracula kommt" einen atmosphärischen schwarzweiß Streifen ab, der jedoch mit, für die damalige Zeit, erschreckend harten Szenen aufwarten kann.

Bereits die Einstiegsszene im Jahr 1630 macht Lust auf mehr: Die Hinrichtung der Hexe Asa, inklusive einem kleinen Prolog über die damalige Angst der Menschen vor Vampiren und der daraus resultierenden Paranoia, ist unglaublich atmosphärisch und fesselnd. Und spätestens wenn Asa mit einem gewaltigen Hammer die Eisenmaske mit nach innen gerichteten Nägeln aufs Gesicht geschlagen wird und das erste Blut spritzt, dann traut man zum ersten Mal seinen Augen kaum. Vor 47 Jahren waren derartige Gewaltdarstellungen in Horrorfilmen beinahe noch Neuland, weshalb man Bava schon ein gewisses Mut zum Risiko zusprechen darf. Später wurde der Film in vielen Ländern sogar zensiert oder verboten, was nicht weiter überraschen sollte. Kein Wunder, wenn der Regisseur uns hier doch beibringt, das man Vampire nicht nur mit Sonnenlicht und Pfählen durchs Herz töten kann, sondern auch, wenn man ihnen die Augen aussticht. Dass der Gute dies dann auch noch zeigt, dürfte damals vielen Kinobesuchern zu viel gewesen sein.

Dennoch ist "Die Stunde, wenn Dracula kommt" natürlich noch weit von dem entfernt, was heute als Splatter bezeichnet wird. Die gezeigten Effekte sind hart, aber nicht ausufernd und nehmen zudem keinen all zu wichtigen Platz im Film ein. Vordergründig konzentriert sich Bava auf sein umwerfendes Talent als Kameramann. Die Sets sind stets perfekt eingefangen und lassen kein Zweifel daran aufkommen, dass der Verantwortliche ein Meister seines Fachs war. "Die Stunde, wenn Dracula kommt" zieht seine Spannung nur selten aus direkt actionreichen Sequenzen, sondern baut vielmehr eine schaurige Suspense auf, etwa wenn Dr. Kruvajan und Dr. Gorobec anfangs in die Gruft hinabsteigen und die Hexe Asa in ihrem Sarg auffinden. Am heutigen Verständnis von Horror kann das Werk nicht gemessen werden, doch jeder, der etwas mit alten Gruselstreifen anfangen kann, wird "Die Stunde, wenn Dracula kommt" sofort zu schätzen wissen. Bava würzt sein Werk mit allerlei interessanten Einfällen: Da grinst der Teufel aus einer Teetasse, verändern sich die Zeichnungen auf Gemälden oder schleichen finstere Gestalten durch die Dunkelheit.

Der einzige Negativpunkt, den ich anzubringen habe, ist die teilweise verwirrende, alles in allem aber dennoch zu einfach gestrickte Story. "Die Stunde, wenn Dracula kommt" baut lediglich auf einem Fluch und der Rache einer ehemals grausam hingerichteten Hexe auf, doch wenn man das Produktionsjahr des Films bedenkt, ist das noch verschmerzbar. Langweilig wird einem hier nie, doch ab und an hat man anhand der vielen verschiedenen Namen und Charaktere etwas Mühe, dem Geschehen folgen zu können. Loben muss ich die Darsteller, an vorderster Front Barbara Steele. Durch ihre Doppelrolle als Hexe und deren Nachkommin wurde Steele jahrelang nur noch mit dem Horrorgenre assoziiert und bekam auch fast ausschließlich entsprechende Rollenangebote. Sie spielt die mysteriöse Hexe sehr unheimlich, auf eine gewisse Weise erotisch und außerordentlich anziehend.

Jeder, der etwas mit den klassischen Horrorfilmen der Hammer-Studios oder auch den frühen Werken von Universal anfangen kann, wird "Die Stunde, wenn Dracula kommt" lieben. Nicht umsonst bezeichnete Tim Burton dieses Werk in einem Interview einst als seinen Lieblingsfilm und nicht umsonst gilt Bava’s erster, eigenständiger Film als eine der besten italienischen Horrorproduktionen. Die Story ist zwar nicht gerade die Einfallsreichste, doch das machen die atmosphärischen Gruselmomente, von denen es in "Die Stunde, wenn Dracula kommt" reichlich gibt, auf jeden Fall wieder wett.

Bewertung

SplatterDie Stunde wenn Dracula kommt
SpannungDie Stunde wenn Dracula kommt
StoryDie Stunde wenn Dracula kommt
EkelfaktorDie Stunde wenn Dracula kommt
AtmosphäreDie Stunde wenn Dracula kommt
GesamtDie Stunde wenn Dracula kommt

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