Kairo

Informationen

OT:Kairo

ca.119 Minuten

Japan 2001

Regie

  • Kiyoshi Kurosawa
Darsteller

  • Haruhiko Katou
  • Kumiko Asou
  • u.a.

Kairo

Story

Alles begann mit dem Verschwinden des Arbeitskollegen von Michi welcher seit mehreren Tagen unentschuldigt fehlt. Auch ans Telefon geht er nicht mehr, was Michi schließlich dazu veranlasst bei ihm zuhause vorbeizufahren und nach dem Rechten zu sehen. Sie trifft ihren Arbeitskollege, der anscheinend nicht mehr ganz er selbst ist und wie benommen in der Wohnung sitzt, aber so tut als ob alles normal sei. Auf einmal hört sich ein seltsames Geräusch. Sie geht ins Wohnzimmer um nach dem rechten zu sehen und findet ihren toten Kollegen, der sich soeben erhängt hat. Sie, ihre Kollegen und ihr Chef können gar nicht fassen was ihn zu dieser Tat brachte und forschen nach. Dabei stoßen sie bei einer Diskette auf ein Bild, dass das Zimmer des Arbeitskollegen zeigt, wo im Hintergrund sein Computer steht, auf dem ganz schwach in einem dunklen Raum ein seltsames Gesicht zu erkennen ist.

Zur gleichen Zeit. Ein Student geht mit seinem Computer das erste mal ins Internet. Nach ein paar Komplikationen landet er auf einmal auf einer seltsamen Internetseite. „Do You want to meet a Ghost?“ erscheint auf dem Bildschirm und dann sehen wir einen dunklen Raum und seltsame schwarze sich langsam bewegende Gestalten. Voller Panik stellt der Student sein Computer aus und hat erst einmal die Schnauze voll. Das Problem bei der Sache ist nur, dass die „Geister“ auf einmal auch in der realen Welt auftauchen und zwar bei all denen, die irgendwie mit der Macht in Kontakt kamen.

In ganz Japan steigt auf einmal die Selbstmord und Vermisstenrate ins unermessliche. Unabhängig voneinander wollen Michi und der Student rausfinden was vor sich geht und merken erst gar nicht, dass immer weniger und weniger Menschen unterwegs sind und alles langsam wie ausgestorben wirkt.

Kritik

„Kairo“ ist schon ein seltsames Stück Film der deutlich einen Schritt weiter geht als die meisten Horror bzw. Gruselfilme. Aber first things first *g*. Erwartungen waren nach allen möglichen Lobeshümmnen schon vorhanden, allerdings ging ich die Sache etwas vorsichtiger an als sonst, da die Story sich schon etwas seltsam anhörte. Diese ist aber glücklicherweise nirgendwo geklaut und kommt völlig neu daher. Mir ist jedenfalls kein anderer Film bekannt, der das Internet in dieser Form als eine Art Übeltäter zeigt. Wenn man sich aber mal heutzutage so umsieht, war es aber eigentlich nur noch eine Frage der Zeit bis irgendwer auf die Idee kommt einen Horrorfilm (Gruselfilm passt wohl eher) draus zu machen.

Der Film selber beginnt auf einem Schiff, dass übers Meer fährt. Auf diesem Schiff befindet sich Michi, eine der beiden Hauptpersonen, deren, für den Zuschauer zu dem Zeitpunkt unverständlichen, Gedankengänge wir sehen. Nun wechselt das Geschehen zu einem früheren Zeitpunkt und wir sehen wie alles beginnt und zwar mit der Szene wie der Kollege von Michi sich quasi vor ihren Augen erhängt. Schon diese Szene baut eine sehr gute Spannung auf und das Interesse des Zuschauers ist geweckt.

Ohne große Einführungen geht der Film nun langsam los und wird von Minute zu Minute immer bedrohlicher. Eine unsichtbare und ungreifbare Macht scheint um sich zu greifen, die von einer seltsamen Internet Webseite ausgeht. Jemand der mit der Macht irgendwie in Kontakt kommt ist danach wie in einer Art Trance, schleppt sich noch ein paar Stunden, oder manchmal auch Tage vor sich hin und begeht schließlich Selbstmord, verschwindet spurlos, löst sich auf und wird zu einer Art Schatten. Diese Personen tauchen dann immer wieder als dunkle Geister auf um die noch lebenden das gleiche Schicksal erleiden zu lassen.

Der Film steigert sich immer weiter in sich rein und am Ende werden wir sogar Zeuge einer Art Apokalypse, allerdings in dem Sinne, dass es einfach keine Menschen mehr gibt und sich auch der Himmel immer mehr verdunkelt. Es ist schwierig das Gesehene in Worte zu fassen, aber glaubt mir „Kairo“ ist einfach etwas besonderes. Es ist nicht zu übersehen, dass der Regisseur mit seinem Film die modernen Kommunikationsmöglichkeiten anklagen will, welche uns helfen so ziemlich alles von daheim aus zu erledigen. Durch das Internet und so leben die Leute immer mehr zurückgezogen in ihrer Wohnung und vereinsamen immer mehr, wie Geister. Beim Schauen von „Kairo“ wird man sich das erst einmal bewusst, denn im Grunde ist vieles was dort gezeigt wird eine Spiegelung aus dem wirklichen Leben. Okay ganz so schlimm ist es sicher noch nicht, aber es könnte sicher irgendwann wirklich mal so sein, dass jeder nur noch allein vor seinem Rechner sitzt. Der Film kam jedenfalls im Jahre 2001 raus, zu dem Zeitpunkt als das Internet anfing sich richtig aufzublühen und anscheinend hat der Regisseur schon da die Gefahren erkannt.

Aber zurück zum Film. Es wird jedenfalls von Anfang an eine sehr einsame und deprimierende Stimmung erzeugt. Graue Räume, niemals scheint Sonne und es gibt keine einzige Szene, die wirklich viele Menschen auf einem Haufen zeigt. Gute Freunde, oder Arbeitskollegen wandeln wie benommen hin und her, gehen in eine Ecke und auf einmal ist alles was noch von ihnen übrig ist ein Schatten an der Wand. In einem ganz langsamen, fast schon schleichenden, Tempo breitet sich die Apokalypse aus, die dann aber auf einmal da ist und uns Zuschauer ebenso verwundert wie die Hauptdarsteller. Und zwar wird es das erste mal richtig deutlich als der Student mit seiner neuen Freundin einfach abhauen, entkommen will und der Bahnhof, die U-Bahn und einfach alles wie ausgestorben ist. Es wird eine richtig deprimierende und ausweglose Stimmung aufgebaut, wie ich es selten erlebt habe. Wenn die Hauptdarsteller dann am Ende durch das verlassene Tokyo fahren und der Himmel dunkelgrau bis Schwarz gefärbt ist sorgt das bei mir zumindest schon für ein ungutes Gefühl.

Das Besondere an „Kairo“ ist aber, dass man irgendwie das Gefühl hat als ob man selber im Film ist und man das alles irgendwie miterlebt. Genau wie die Darsteller fühlt man sich als Zuschauer irgendwie total hilflos, da diese unbekannte Macht, einfach ungreifbar und nicht zu bekämpfen ist. Auch wird niemals wirklich erklärt was es mit den Geistern und der Macht eigentlich auf sich hat, oder auch die Sache mit den „verbotenen Räumen“, Türen die mit rotem Klebeband zugeklebt sind. Das Unheil fängt einfach auf einmal an, breitet sich aus und wie es scheint gibt es für niemanden ein Entkommen. Der ganze Film gleicht wie einem bösen Traum.

Ich bin jedenfalls begeistert, aber ich werde trotzdem eine Art Vorwarnung aussprechen. „Kairo“ ist ein extrem langsamer Film, der ohne Blut oder irgendwelchen Schockeffekte auskommt. Es gibt schon spannende Szenen, aber der Film lebt wirklich einzig und allein von seiner düsteren, bedrückenden und ausweglosen Atmosphäre. Lustige Szenen gibt es nicht einmal im Ansatz und der Film selber nimmt sich auch sehr ernst. Wer also nur auf die ganzen Standard Horrorfilme steht (von denen ja auch viele sehr gut sind, nicht das man mich missversteht), sollte besser einen gewaltigen Bogen um den Film machen.

Noch ein paar Worte zu den Schauspielern und dem Regisseur. Die Darsteller sind für mich wieder einmal alles unbekannte, was aber nichts zur Sache tut. Sie spielen ihre Rollen eigentlich ganz ordentlich, allerdings muss man sagen, dass die einzelnen Darsteller eigentlich nur wie ein paar unbedeutende Figuren auf einem Schachbrett dargestellt sind, was aber am Film selber liegt und auch irgendwie gut zur Stimmung passt. Der Regisseur ist angeblich schon durch einen anderen Film namens „Cure“ bekannt geworden, welchen ich bisher aber noch nicht gesehen habe, dies aber bald nachholen werde. „Kairo“ gilt aber als sein bester Film.

Meine Meinung basiert auf der ungeschnittenen Regional Code 3 Hongkong DVD, die mich 10 Euro gekostet hat. Die Bildqualität ist eigentlich ganz ordentlich und die Soundqualität (Dolby Digital) ist sogar genial. Vor allem die Szene mit den Worten „Help Me“ (Leute die den Film kennen, wissen was ich meine) bleibt unvergesslich und lässt es einem eiskalt den Rücken runter laufen. Extras gibt es leider keine. Die Sprache ist japanisch und die Untertitel sind optional englisch oder chinesisch. Die DVD ist aber trotz der fehlenden Extras wegen ihres geringen Preises sehr zu empfehlen.

Es gibt auch noch eine DVD aus Japan und aus Thailand, zu denen ich aber nichts sagen kann.

So jetzt noch ein Gerücht, welches ich in einem Forum gelesen habe:

Angeblich wird „Kairo“ niemals in Europa erscheinen, da Amerika bald ein Remake (schon wieder eins!!!) rausbringen will und wir DAS sehen sollen anstatt das Original. Sollte das tatsächlich stimmen, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln und an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass dies das Original ist.

„Kairo“ ist ein Gruselfilm, der einem wirklich einen Schauer über den Rücken jagt, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Selbst als der Film aus war geisterte er noch in meinem Kopf herum und veranlasste mich nun dazu diesen Bericht zu schreiben, den ich eigentlich erst gar nicht schreiben wollte *gg*. Jeder der auf ruhige, intelligente, moderne japanische Gruselfilme steht, sollte sich den Streifen mal ansehen.

Ich gehe sogar so weit und bezeichne „Kairo“ als einen der unheimlichsten Filme die ich kenne, da man wie ich schon oben sagte, irgendwie das Gefühl hat mit dabei zu sein. Am besten spät nachts alle Lichter ausmachen und den Film alleine ansehen! Leute die aber auf schnell geschnittene Szenen und viele Schock aus sind sollten den Film besser meiden!

Bewertung

SplatterKairo
SpannungKairo
StoryKairo
EkelfaktorKairo
AtmosphäreKairo
GesamtKairo

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