Sleepless

Informationen

OT:Non Ho Sonno

ca.113 Minuten

Italien 2000

Regie

  • Dario Argento
Darsteller

  • Max von Sydow
  • Stefano Dionisi
  • Chiara Caselli
  • Gabriele Lavia
  • u.a.

Sleepless

Story

17 Jahre nach der vermeintlichen Aufklärung der sogenannten „Zwergenmorde“, bei denen ein kleinwüchsiger Thrillerautor aufgrund eines Kinderreimes seinen Opfern ihr kurzes verbleibendes Dasein ziemlich ungemütlich gestaltete, ereignen sich erneut Bluttaten, die nahtlos an das Grauen der Vergangenheit anknüpfen. Ist der tot geglaubte „Zwergenmörder“ wiederauferstanden?

Zusammen mit Giacomo, dem inzwischen erwachsenen Sohn eines der früheren Opfer, macht sich der pensionierte Inspektor Moretti zum zweiten Mal in seinem Leben auf die Suche nach dem brutalen Mörder…

Kritik

Ein neuer Film von Dario Argento? Hmmh… Angesichts seiner letzten, sagen wir mal „eher durchwachsenen“ Ergüsse wie „Das Stendal- Syndrom“ oder „Aura“ sind die Erwartungen nicht gerade hochgesteckt. Aber was ist das? „Sleepless“ gefällt, ja begeistert sogar!!!

Dario Argento ist mit seinem neuen Film zurückgekehrt zu den Wurzeln seiner Karriere: Zum klassischen italienischen Giallo– Kino (Giallo = Gelb, von der gelben Farbe des Einbandes italienischer Thriller – Romanheftchen). Zu dem Sub- Genre also, durch das er sich mit Klassikern wie „Deep Red“ oder „Tenebre – Der kalte Hauch des Todes“ weltweit eine bewundernde Anhängerschaft erarbeitet hat. Abseits der momentan angesagten Hightech- Actionkrimis präsentiert Argento dem geneigten Fan mit eher konventionellen Mitteln einen atmosphärisch dichten und fesselnd spannenden Thriller, der trotz aller deutlich zu erkennenden Nostalgie heutzutage erstaunlich frisch erscheint.

Sich endlich wieder voll auf seine Stärken als Regisseur besinnend, verleiht Argento auch „Sleepless“ seinen unverkennbaren Stempel, der sich hier neben den argentotypischen Stilmitteln auch durch das Aufgreifen von Elementen aus oben genannten Klassikern zeigt (Man beachte beispielsweise die besondere Betonung bestimmter Farben, ähnlich „Tenebre“ oder „Deep Red“). Sterile Bilder lassen eine harmlose S-Bahnfahrt zum Höllentrip werden, irrsinnige Kamerafahrten und experimentierfreudige aus der Sicht des Täters intensivieren die Panik des Opfers, etc.

Insgesamt scheint Argento aus den Fehlern seiner jüngeren Vergangenheit gelernt zu haben und verlagert seine Schwerpunkte mehr auf Spannung und Dramatik, denn auf künstlerische Verspieltheiten am Rande, die letztendlich zu Lasten des Handlungsflusses gehen. Demnach kann die Story durchaus als straight ahead, mitunter sogar als einfach bezeichnet werden. Das ganze wird allerdings keineswegs voraussehend, da Argento es meisterhaft versteht, dem Zuschauer auf seiner Suche nach dem Mörder stets neue Köder zuzuwerfen, und der Handlung dadurch neue Richtungen verleiht. Gemäß dem Motto „Der Weg ist das Ziel“, hangelt sich der Perfektionist Argento von Szene zu Szene um für jeden Moment das Maximum herauszukitzeln, sei es durch Atmosphäre oder Spannung. Dass der Mörder von einem Kinderreim inspiriert worden ist, scheint ein gelungener Seitenhieb Argentos auf die ganze Zensur- und Verbotsdebatte zu sein, deren Opfer er ja schon des öfteren wurde. (Liebe BPS: Bitte verbietet alle Kinderreime, dann gibt’s auch weniger Mörder!!!)

Der Soundtrack stammt, wie schon so oft bei den Filmen Dario Argentos, mal wieder von „GOBLIN“ (In der Dezemberausgabe 2001 vom Musikmagazin „Rock Hard“ mit einem Interview gewürdigt!) und fügt sich, zwar durch leichte Drum’n’Bass – Elemente aufgepeppt, ihren Klassikern (z.B. Dawn of the Dead, The Church) allerdings nie unähnlich, atmosphärisch sehr gut in die Handlung ein. Besonders erwähnenswert seien hier die an den „Hellraiser“- Soundtrack erinnernden „Spieluhr- Momente“ als Bezug auf den Kinderreim.

Die in die Handlung wohlintegrierten Splatterszenen sind spärlich aber in ihrer Wirkung umso effektiver. So sind die Morde mit unglaublicher Kälte und Grausamkeit in Szene gesetzt, die sogar hartgesottenen Fans des Genres den brutalen und abgebrühten „Charakter“ des Mörders drastisch vor Augen führt. Da „Sleepless“ als herkömmlicher (fast schon nostalgischer) Thriller unvermeidbare „Längen“ (sprich: actionlose Sequenzen) aufweist, hier eine Warnung: Achtung, Hardcore – Splatterfans: „Sleepless“ ist kein Horrorfilm für die Videosession bei einer Kiste Bier!!!

Der sich wie ein roter Faden durch den Film ziehende Generationenkonflikt zwischen Moretti (brilliant dargestellt von Max von Sydow) als Inspektor der alten Schule auf der einen, und den mit neuen technischen Hilfsmitteln agierenden Kommissare auf der anderen, scheint indirekt zu belegen, dass Dario Argento sich Gedanken über den Konflikt zwischen altbewährtem „Ehrlichen“ (70er / 80er Jahre- Thriller) und „Neu, erfolgreich, bombastisch aber seelenlos“ („Matrix“, u.ä.) gemacht hat.

Wes Craven hatte ja mit „Scream“ kürzlich auch Erfolg, dadurch, dass er ein Sub- Genre mit neuer Frische präsentiert hat… Man darf daher gespannt sein, ob „Sleepless“ als Wiederbelebung des klassischen Giallos angesichts der verhältnismäßig eher „unspektakulären“ Inszenierung beim „Matrix“- verwöhnt bzw. verblendeten Mainstream- Publikum Gefallen finden wird. Dario Argento in dieser Höchstform wäre es wünschen…

Fazit: Dario Argento ist (endlich) wieder back to the Roots: Weniger künstlerisch tolle (aber dramaturgisch langweilige) Verspieltheit, sondern direkt auf die Zwölf. Du kennst nur die neueren (schwächeren) Argento – Filme und fragst Dich, warum er in der Horrorszene als Kultregisseur verehrt wird? Du kennst Argentos Klassiker und sehnst Dich nach den guten alten Giallo- Zeiten zurück? Werde auch Du „Sleepless“, weil Du nach dem Betrachten mehr davon haben willst.

Bewertung

SplatterSleepless
SpannungSleepless
StorySleepless
EkelfaktorSleepless
AtmosphäreSleepless
GesamtSleepless

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