Fleisch + Blut

Informationen

OT:Flesh + Blood

ca.122 Minuten

USA 1984

Regie

  • Paul Verhoeven
Darsteller

  • Rutger Hauer
  • Jennifer Jason Leigh
  • Tom Burlinson
  • Jack Thompson
  • u.a.

Fleisch + Blut

Story

Fürst Arnolfini (Fernando Hilbeck) benötigt die Hilfe eines Söldnertrupps, um seine ehemalige Festung wieder in seinen Besitz bringen zu können. Als Gegenleistung verspricht er den Söldnern, dass sie die Festung anschließend plündern dürfen. Nach einer siegreichen Schlacht hält Arnolfini sein Wort allerdings nicht, sondern knöpft der Söldnerschar das ganze erbeutete Gold wieder ab und treibt sie aus der Burg. Die Söldner, geführt von dem toughen Martin (Rutger Hauer), schmieden allerdings schnell einen Plan, um sich für diese Demütigung zu rächen. So überfallen sie eines Tages eine Kutschen-Eskorte Arnolfinis, verletzen ihn und seine Männer schwer und entführen außerdem die bildhübsche Agnes (Jennifer Jason Leigh), welche Arnolfinis Sohn Steven (Tom Burlinson) versprochen war.

Agnes muss daraufhin einiges über sich ergehen lassen, schafft es aber, Martins Herz für sich zu gewinnen. Die Söldner nisten sich in einer großen Burg ein und frönen dem neuen Luxus, der sich ihnen bietet, während Arnolfini und seine Männer ihnen dicht auf den Fersen sind. Es kommt letztendlich zu einer großen Belagerung, bei der auf beiden Seiten deutliche Verluste zu verzeichnen sind und Steven in die Hände von Martin und seinen Leuten gerät. Nun muss sich Agnes für einen von Beiden entscheiden…

Kritik

"Fleisch & Blut" war der erste aufwändige US-Film des niederländischen Skandal-Regisseurs Paul Verhoeven. Mit diesem Namen sollte jeder etwas anfangen können, steht er doch in Verbindung mit derart bekannten Werken wie "Basic Instinct", "Starship Troopers", "Robocop" oder "Total Recall". Obwohl er zu Verhoeven’s besten Arbeiten überhaupt zählt, konnte der 11 Millionen Dollar teure Mittelalterfilm "Fleisch & Blut" im Jahr 1985 nur für mäßige Erfolge sorgen und gehört auch eher zu den oftmals weniger genannten Streifen des Filmemachers. Eine Frechheit eigentlich, denn nie zuvor wurde das Mittelalter so brutal, dreckig, düster und roh eingefangen, wie es hier der Fall ist. Der Streifen kombiniert all das, wofür der Name Paul Verhoeven steht und macht daraus einen unwiderstehlichen Mix aus Abenteuer, Romantik, Action und Provokation.

Hoch anrechnen darf man dem Werk, dass es sich technisch auf absolut höchstem Niveau befindet. Dank der Zusammenarbeit mit Kameramann Jan de Bont ("Speed") und dem ordentlichen Budget sieht "Fleisch & Blut" in keinster Weise nach einem günstigen Werk aus, sondern vermittelt sofort die Atmosphäre eines teuren Hollywood-Spektakels. Auch die Handlung des Films verdient ein Lob, so ist sie nämlich nicht nur auf Gewalt und die düstere Seite des Mittelalters aus, sondern bringt dazu noch einen äußerst interessanten Liebes-Aspekt ein. Die gebildete, gesittete und jungfräuliche Agnes, welche dem Naturwissenschaftler Steven versprochen ist, wird von einem Pack abstoßender, mordender und vergewaltigender Söldner entführt und entwickelt eine Art Abhängigkeit von deren Anführer Martin, weil er der Einzige ist, der sie vor den anderen beschützen kann. Auf der anderen Seite steht Steven, ein junger Mann, der keine Erfahrung im Kampf hat und sich lieber hinter Büchern versteckt. Bei seiner Befreiungsaktion muss er allerdings beweisen, dass auch in ihm ein Mann steckt und darf im Verlauf des Films immer weiter über sich hinauswachsen.

Man muss in jedem Fall etwas für das Mittelalter übrig haben, um Gefallen an "Fleisch + Blut" finden zu können. Hier wird nämlich all das gezeigt, was man aus Geschichtsbüchern und laschen Hollywoodfilmen nur erahnen kann, nämlich die düsterste und dreckigste Seite dieser harten Zeit. Frauen sind für die Söldner nicht mehr als Huren, die nach belieben vergewaltigt werden, was Paul Verhoeven auch offen und ungeniert zeigt. Es gibt zahlreiche Sexszenen in "Fleisch + Blut" welche allesamt nicht für prüde Zuschauer geeignet sind. Der Regisseur hat es wie kein zweiter verstanden, den harten Ton des Mittelalters perfekt auf Zelluloid zu bannen. Brandschatzung und Gewalt dürfen ebenso nicht fehlen wie die Pest, welche sich gegen Ende des Films in all ihrer Unbarmherzigkeit ihre Opfer sucht. Blut spritzt zwar nicht in unerschöpflichen Mengen, aber wenn es mal zur Sache geht, dann zeigt uns "Fleisch & Blut" alles und blendet kein Detail aus. Man hat hier zu wirklich jedem Zeitpunkt das Gefühl, sich im finstersten Mittelalter zu befinden, wofür man Verhoeven nur loben kann.

Die Sets und Bauten sind mindestens genau so fabelhaft und tun ihr übriges für ein einfach nur stimmiges Gesamtbild. Die riesige Festung, welche die Söldner einnehmen, wurde wunderbar in Szene gesetzt. Was vielen an "Fleisch & Blut" nicht gefallen dürfte, ist die Tatsache, dass einem hier nicht gerade Action am Fließband geboten wird. Es gibt eigentlich nur zwei große Action- bzw. Kampfszenen, die sich jeweils am Anfang des Films und gegen Ende finden, dazwischen konzentriert sich Verhoeven auf das raue Leben der Söldnertruppe um ihren Anführer Martin. Ich persönlich hatte kein Problem damit, keinen reinrassigen Actionfilm zu sehen, sondern kann dies sogar nur gut heißen. Dadurch gewinnt das Werk sogar noch etwas an Tiefe. Auch der romantische Anteil im Film ist nicht unwichtig und wurde schön eingearbeitet, ohne das Ganze zu kitschig werden zu lassen. Die Frage, ob sich Agnes letzten Endes für Martin oder für Steven entscheiden wird, steht permanent im Raum und macht das Geschehen noch spannender, als es ohnehin schon ist.

Kleinere Logikfehler tauchen dann und wann zwar auf, doch darauf werde ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Ich habe an "Fleisch & Blut" absolut nichts auszusetzen und kann nicht verstehen, wieso er bis heute im Schatten von Verhoeven’s anderen Werken steht. Der Film ist absolut unterhaltsam, abwechslungsreich, wunderbar inszeniert und gibt ein glaubhaftes Bild des Mittelalters wieder. Auch die Schauspieler agieren schlichtweg überragend. Rutger Hauer, den man noch aus "Hitcher – Der Highwaykiller" kennt, wurde einfach perfekt für die Rolle des knallharten Söldnerführers Martin ausgewählt, da er eine romantische Ader mit einer psychopatischen Ausstrahlung problemlos verknüpfen kann. Respekt zollen muss man auch Jennifer Jason Leigh, denn die damals noch überaus junge Schauspielerin ließ sich in einigen durchaus gewagten und sehr freizügigen Szenen filmen, was sicherlich nicht jede Darstellerin hätte über sich ergehen lassen. Auch die restliche Besetzung, Tom Burlinson als Steven, Jack Thompson als Hawkwood und Fernando Hilbeck als Arnolfini agieren überragend und in jedem Fall glaubwürdig.

Ich habe "Fleisch + Blut" schon einige Male gesehen und mag ihn von Mal zu Mal mehr. Dank seiner Kompromisslosigkeit in jeder Hinsicht ist Paul Verhoeven hiermit ein dreckiger, pessimistischer und harter Mittelalter-Film gelungen, der seine provokante Seite bestens mit einer unterhaltsamen und zu keiner Sekunde langweiligen Liebesgeschichte verbinden kann. Zwei Stunden lang entführt uns Skandalregisseur Verhoeven hier in eine Welt aus Krieg, Liebe, Mord und Pest und lässt einen am Ende vollkommen zufrieden und bestens unterhalten zurück. Schauspieler, die besser nicht hätten gecastet werden können, runden das Meisterwerk ab.

Bewertung

SplatterFleisch + Blut
SpannungFleisch + Blut
StoryFleisch + Blut
EkelfaktorFleisch + Blut
AtmosphäreFleisch + Blut
GesamtFleisch + Blut

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