Dr. Lamb

Informationen

OT:Gao yang yi sheng

ca.86 Minuten

Hongkong 1992

Regie

  • Hin Sing “Billy” Tang,
  • Danny Lee
Darsteller

  • Simon Yam,
  • Danny Lee,
  • Kent Cheng,
  • Emily Kwan
  • u.a.

Dr. Lamb

Story

In einem Foto-Labor tauchen „Schnappschüsse“ einer offensichtlich toten nackten Frau auf. Die daraufhin eingeschaltete Polizei stellt dem Urheber der Fotos eine Falle und verhaftet ihn als er sie entwickelten Bilder abholen will. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um den Taxifahrer Lam, der Nachtschichten schiebt und zusammen mit seiner Verwandtschaft in einer kleinen Wohnung in Hongkong lebt. Eine Hausdurchsuchung fördert Schreckliches ans Tageslicht: Die Beamten stoßen auf einen Schrank, randvoll mit „erotischen“ Fotos verstümmelter toter Frauen, ebenso wie Reagenzgläser mit weiblichen Körperteilen und Organen.

Zufälliger Weise sind in letzter Zeit mehrere junge Frauen als vermisst gemeldet.

Könnte da eventuell ein Zusammenhang bestehen? Zurück auf der Wache stellt sich Lam im Verhör zunächst stur. Mit seiner Familie, die ihm bisher vertraut hat, nun aber erkennt, was für eine Bestie er wirklich ist, konfrontiert, lässt er sich dann doch zu einem Geständnis hinreißen. Nach und nach gibt er die grausamen Details seiner Taten preis: Die Taten eines Serienkillers, geprägt von Voyeurismus und Nekrophilie…

Kritik

„DR. LAMB“ ist einer der früheren CAT-III-Vertreter des Hongkong-Kinos der 90er Jahre. Um einem solchen (dem in Hongkong höchsten) Rating gerecht zu werden, präsentiert auch DR. LAMB nackte Haut und explizite Gewalt in Hülle und Fülle. Anders als vergleichbar trashige Vertreter seiner Zunft, wie z.B. „MEN BEHIND THE SUN“ oder „STORY OF RICKY“, kann „DR. LAMB“ darüber hinaus jedoch auch noch mit einer wirklichen Story aufwarten und beschränkt sich daher nicht einfach auf das stumpfe Aneinanderreihen harter Gewaltdarstellungen oder Sadismen.

Mit seiner Geschichte um einen Serienkiller, ebenso wie mit seiner Story-Line, die Taten des Killers erst innerhalb eines Geständnisses nach seiner Verhaftung zu zeigen, drängt sich ein Vergleich zum ebenfalls 1992 entstandenen, berühmt-berüchtigten CAT-III-Klassiker „THE UNTOLD STORY“, geradezu auf, zumal die Riege der Schauspieler beider Filme nahezu identisch, und Danny Lee, in beiden Streifen den Chef-Inspektor Lee mimt.

Simon Yam, vielen Hongkong-Fans sicherlich noch gut in Erinnerung durch sein Mitwirken in John Woo’s Klassiker „BULLET IN THE HEAD“ (HK, 1990), brilliert in der Rolle des unscheinbaren perversen Triebtäters. Seine Darstellung des Charakters schwankt ständig zwischen melancholisch apathischer Tristesse (wenn er z.B. mit seinem Taxi auf der Suche nach neuen Opfern durch die Gegend kurvt) und psychotischem Wahnsinn. Anders als z.B. Anthony Wong, als von ersten Augenblick unsympathisch wirkenden Zeitgenossen in „UNTOLD STORY“, ist der Täter in „DR. LAMB“ ein auf den ersten Blick eher sympathischer, gutaussehender Typ, und es zeigt sich einmal mehr, was es bedeutet, von einem Wolf im Schafspelz zu sprechen.

Besonders erschreckend ist auch, dass der Serienkillers die Schändung und Beseitigung seiner Opfer unbemerkt von seinen Angehörigen in der familiären Wohnung vornehmen kann. Eine angesichts des heutzutage zunehmenden Leistungsdrucks und daraus resultierender Anonymität, gerade in den Großstädten durchaus keine mehr völlig abwegige Vorstellung, sondern letztendlich nur eine etwas überspitzte, weitergesponnene Darstellung der unfassbaren Taten so realer Serienkiller wie z.B. Jeffrey Dahmer. Dieser konnte schließlich auch über Monate hinweg nahezu ungestört von der Nachbarschaft in der Anonymität eines Apartmenthauses seinen Trieben nachgehen.

So kann „DR. LAMB“ mitunter auch als eine (wenn auch sehr plakative und krasse)Art von Sozialstudie angesehen werden, die die kumulative Wirkung unterschiedlicher gesellschaftlicher Problemsituationen (Leistungsdruck, Wohnraummangel) mit individuellen Problemen (das gestörte Sexualverhalten des Täters, Frustration im Job) aufzeigt. Da bedarf es in diesem Fall nur einer kleinen Stresssituation (und sei es nur ein besoffener weiblicher Fahrgast, der das Taxi voll kotzt) und der Serienkiller bricht in der Persönlichkeit durch…

Die graphische Gewaltdarstellung ist in der vorliegenden Fassung (DVD von Winston) durch Schnitte weitestgehend entschärft und somit meistens nur angedeutet. Dennoch verursachen die intensiven Gewaltexzesse und die brutale Vorgehensweise beim Zuschauer penetrantes unwohliges Gefühl in der Magengegend, wie es z.B. seinerzeit auch bei „THE UNTOLD STORY“ der Fall war.

Im Gegensatz zu letzterem verzichtet „DR. LAMB“ allerdings im großen und ganzen auf Klamaukdialoge oder Trottel-Bullen, sodass die düstere Grundstimmung des Filmes permanent aufrecht erhalten wird. Lässt sich das Drehbuch dennoch mal an der ein oder anderen Stelle zu dem wohl für die meisten Hongkong-Produktionen obligatorischen komödiantischen Elementen hinreißen, liegen diese wenigen Klamauk-Einlagen jedoch stets im Grenzbereich zwischen grimmig-schwarzem Humor und Geschmacklosigkeit, so dass dem Normalbürger sicherlich das Lachen im Halse stecken bleiben dürfte. Beispiel gefällig? Als die Polizeibeamten die Wohnung Lam’s durchsuchen, stoßen sie auf Reagenzgläser mit eingelegten menschlichen Organen und abgetrennten Körperstücken. Während eine Polizeibeamtin daraufhin ihr Mittagessen würfelhustet, „entleeren“ zwei ungeschickte Kollegen durch Tollpatschigkeit eines der Reagenzgläser. Im hohen Bogen landet eine abgetrennte weibliche Brust auf dem Rücken der kotzenden Politesse…

In einer anderen Szene schaut sich das Polizeikollegium ein vom Täter angefertigtes Nekro-Sex-Video an, das sie in seiner Wohnung gefunden haben. Während die männlichen Beamten den Film einigermaßen amüsiert(??!!) begutachten (man vermisst fast schon die Popkornbecher auf ihrem Schoß), gibt sich die Polizistin (die mit der Brust, siehe oben) mal wieder dem Rückwärts-Essen hin. Auf die Bemerkung eines Beamten: „Widerlich!! Der Typ hat die Leiche ja fast 30 Minuten missbraucht!“ tönt es aus den hinteren Reihen: „Naja, waren eher 40 Minuten..“ Sehr finster so was…

Atmosphärisch kann der Film sehr überzeugen, was sicherlich in erster Linie dem gelungenen Zusammenspiel von Farben und Musik zu verdanken ist.

So arbeitet der Film sehr stark mit Kontrasten und Farbfiltern. Insbesondere die Verwendung von Blaufiltern heben die im Film üppig verwendeten roten Farben z.B. des Taxis und natürlich des Blutes sehr stark hervor. Sehr stimmungsvoll durch Lichtspiegelungen auch, dass sich die Mordszenen fast ausschließlich bei Regen und dazu noch im Auto abspielen. Untermalt wird der Film durch dezent eingesetzte Musik, im Wechsel zwischen melancholischen Saxophon-Themen (z.B. während der Suche des Täters nach einem neuen Opfer) und dramatischen Klängen, gewissermaßen als Ankündigung des folgenden Grauens.

Der Film spielt ohne Zweifel mit dem Thema Voyeurismus. Voyeur ist dabei nicht nur der Täter, der in seiner Kindheit die Eltern beim Sex beobachtet, später die eigene Schwester beim Duschen begafft und seine Opfer in erotischen Posen fotografiert, sondern letztendlich auch der Zuschauer selbst, indem der Film ihn durch die Präsentation der entkleideten Opfer gewissermaßen teilhaben lässt an der Taten des Killers und dessen sexuellen Perversion. Umgekehrt scheint es der Täter offensichtlich selber nicht zu mögen, wenn er „beobachtet“ wird. Daher überklebt er stets die starren Augen seiner Opfer, während er sie fotografiert oder sich an ihnen vergeht.

Anscheinend sind alle bisherigen DVD-Veröffentlichungen des Films geschnitten. Eine weltweit einzige ungeschnittene Fassung des Films bietet das spanische VHS-Tape von „Made in Hongkong“ (sic!). Leider ist das Tape nur mit spanischer Synchronisation und Vollbild L

Fazit: Finsterer CAT-III-Klassiker um einen Serienmörder. Nichts für zartbesaitete Gemüter.

Bewertung

SplatterDr. Lamb
SpannungDr. Lamb
StoryDr. Lamb
EkelfaktorDr. Lamb
AtmosphäreDr. Lamb
GesamtDr. Lamb

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