Informationen
OT:Left For Dead
ca. 92 Minuten
Argentinien, USA 2007
- Albert Pyun
- María Alche
- Soledad Arocena
- Andres Bagg
- Janet Barr
- u.a.
Story
Die toughe Einzelgängerin und Revolverheldin Clementine Tempelton (Victoria Maurette) folgt unerbittlich der Spur ihres flüchtigen Ex-Lovers Blake Sentenza (Javier De la Vega), der sie vor kurzem hat sitzen lassen. Auf ihrem Weg trifft sie auf eine kriminelle Bande, die ausschließlich aus Frauen besteht und von einer gewissen Mary Black (Janet Barr) angeführt wird. Diese ist mit ihren Anhängerinnen ebenfalls hinter Blake her, da dieser angeblich Marys Tochter Michelle (Mariana Seligmann) vergewaltigt haben soll. Von der gleichen Motivation getrieben, schließt sich Clementine, trotz einiger Anfeindungen, der Gruppe an. Gemeinsam machen die Frauen Blake schnell ausfindig, der sich in der Geisterstadt Amnesty versteckt hält, um die eine schaurige Legende kursiert. So soll angeblich der ruhelose Geist eines von Gott abgewandten und einstmals fürchterlich zu Tode gekommenen Priesters (Andreas Bagg) sein untotes Unwesen in dem ausgestorbenen Kaff treiben. Gerüchten zufolge verlassen nur wenige Amnesty lebend, was sich schon bald bewahrheiten soll, denn als die Frauen ihre Vergeltung an Blake üben, dauert es nicht lange, bis auch der mörderische Geist munter mitmischt…
Kritik
Filmemacher Albert Pyun darf nach beinahe drei Jahrzehnten in der Branche auf eine ebenso vielseitige wie eigenwillige Karriere zurückblicken. Nachdem der Mann Ende der 80er mit dem Van Damme-Reißer "Cyborg" und kurz darauf mit dem endzeitlichen Actionfilm "Nemesis" zwei durchaus bekannte und sogar halbwegs erfolgreiche Titel in den Kasten bringen konnte, setzte sich anschließend eine unaufhaltsame Talfahrt in Gang. Unbeirrt schlug sich Pyun dennoch weiterhin durchs Filmgeschäft und setzte konsequent auf B-Entertainment, das unter dem landläufigen Terminus "Trash" wohl am Besten beheimatet sein dürfte. Ernsthaft würde wohl kaum jemand einen Großteil seines Schaffens vermissen, wenn man diesen provisorisch aus der Filmhistorie streichen würde, dennoch waren unter vielen Komplettdesastern immer wieder mal Erzeugnisse dabei, die als durchschnittlich eingestuft werden konnten und in diese Sparte fällt auch Pyuns aktuellstes Werk "Vergeltung der Verdammten". Zwar gelingt es dem Film nicht, an die im Voraus aufgebauten Erwartungen des Zuschauers hinzureichen, doch diese Tatsache sollte verschmerzbar sein. "Vergeltung der Verdammten" stellt in einer Zeit, in der sich der allgemeine B-Movie-Sumpf beinahe ausschließlich aus ideenlosen und dutzendfach kopierten Plagiatsabkupferungen zusammensetzt, vor allem eins dar – ein unverbrauchter und frischer Windzug, der zwar filmisch gesehen so manchen Manko in sich birgt, letztendlich aber alleine schon durch seine Kuriosität besteht. Wann gab es ansonsten zuletzt eine inszenatorisch überaus extravagante Mixtur aus Spaghetti-Western, Horrorfilm und psychedelischem Arthouse-Wannabe zu sehen? Eben. Hinzu füge man noch einige Elemente des derzeitig im Trend liegen Folter-Equipments und fertig ist ein Film, den die Welt so noch nicht gesehen hat.. Und vielleicht auch nie sehen wollte. Zuerst sei gesagt, dass es sich bei "Vergeltung der Verdammten" um pures Gift für jeden Mainstream-Liebhaber handelt, dessen Kenntnis von abseitiger Unterhaltung sich in etwa auf Null beläuft. Wir haben hier eines jener Werke für allessehende B-Movie-Rats und sonstige Trash-Enthusiasten, die sich selbst für die absurdeste Mutprobe nicht zu schade sind und ihren guten Geschmack schon vor langer Zeit an der Garderobe abgegeben haben. "Vergeltung der Verdammten" ist weder Horror noch Western im klassischen Sinn, schließlich wäre dies viel zu konventionell und ersichtlich. Nein, "Left for Dead", so der schmackhafte Originaltitel, ist vielmehr ein inszenatorischer LSD-Trip, dessen Handlung sich zwar aus Fragmenten jener Genres zusammensetzen mag, im fertigen Bild aber eine gänzlich andere Sprache spricht. Manch einer, der dieses Werk bis zum Abspann durchsteht, möge dem Regisseur im Anschluss gerne künstlerische Ambitionen zugestehen, doch sind jene, die ihm aufgrund dieses Filmes erste Anzeichen von Demenz diagnostizieren, sicherlich auch nicht auf der gänzlich falschen Spur. "Vergeltung der Verdammten" hat zwar durchaus eine Geschichte zu erzählen und legt sogar einen gewissen Wert auf diesen Unterpunkt, dennoch scheint es, als würde sich der Film in dieser Hinsicht eine Spur zu wichtig nehmen. Die Story um einen verfluchten Priester, dem einst Schreckliches angetan wurde und der nun in einer alten Geisterstadt spukt, kombiniert sich nahtlos mit der Geschichte des Draufgängers Blake, der auf der Flucht vor einer gefährlichen Frauenbande ausgerechnet in diesem Nest landet. Entgegen den Erwartungen des Zuschauers mausert sich das Ganze jedoch nicht zum typischen Abschlachten nach bekannten Mustern, sondern fixiert sich stark auf die zwischenmenschlichen Beziehungen einzelner Charaktere untereinander. Zwischen Folter, Mord und etwas Blut hat "Vergeltung der Verdammten" also durchaus so etwas wie Charaktere zu bieten. Hervorstechendstes Kennzeichen dieser Genre-Mischung ist jedoch nicht seine Handlung, sondern die Art und Weise, wie man diese in Szene setzte. Es wird fleißig mit Farbfiltern, Close-Ups, Digitalkameras, Zeitraffern und, vor allem, Freeze Frames hantiert, so dass beinahe der Eindruck entstehen könnte, ein künstlerisch interessierter Filmstudent habe unter Drogeneinfluss sein schrilles Erstlingswerk in den Kasten gebracht. Dem Auge des Zuschauers wird somit einiges geboten, was aber auf Dauer ebenso schnell wieder ermüdend wirkt und irgendwann nicht mehr darüber hinwegtäuschen kann, dass sich der Plot ab einem gewissen Zeitpunkt in seichtem Einheitsbrei verliert. "Vergeltung der Verdammten" nimmt sich unter diesem Aspekt eine deutliche Spur zu wichtig und verlässt sich gänzlich auf Attribute, die zwar vorhanden sein mögen, einen Film aber nicht im Alleingang tragen. Horrorfans werden hier ebenso enttäuscht, wie jene, die mal wieder mit einem soliden Western rechnen, da das Werk zwar fleißig Versatzstücke dieser Genres verwendet, das Flair beider aber eindeutig verfehlt. Der Streifen hat im Großen und Ganzen zwar durchaus seine Stärken, die das Gesamtbild aber nicht mehr ins Positive bugsieren können. So ist die farbenprächtige Naturkulisse ebenso gelungen wie der fabelhafte Soundtrack, der mit seinen stets passenden und nachdrücklichen Untermalungen beinahe schon die Tatsache vergessen macht, dass man sich hier ein kostengünstiges B-Movie ansieht. Im Gesamtkontext verblasst dies jedoch und wird von den erzählerischen und sonstigen, kleineren Schwächen regelrecht unter den Teppich gekehrt. Bei den Schauspielern besann man sich auf unbekannte Akteure verschiedenster Herkunft, die man in Zukunft wohl niemals auf der großen Leinwand betrachten können wird, die ihren Job aber verhältnismäßig gut machen. Natürlich sind auch hier Höhen und Tiefen zu vermelden, doch gerade die Hauptrollen wurden passend besetzt. "Vergeltung der Verdammten" ist ein B-Movie wie kaum ein anderes, das sein Ziel durchaus erreicht hat, sollte dies daraus bestanden haben, aus der Masse herauszustechen. Leider bleiben bei der ganzen Angelegenheit zu wenig positive Eindrücke beim Zuschauer zurück, da sich das Werk auf kein eindeutiges Genre festlegen kann und durch seine irgendwann ins Leere laufende Story auch nicht unbedingt zum Unterhaltungswert beiträgt. In gewisser Weise mag das Gezeigte zwar einmalig sein, jedoch wird dies nur von einer sehr überschaubaren Anzahl positiver Fragmente unterstützt. Als Lernstück für drogenbeeinflusstes Filmemachen mag "Vergeltung der Verdammten" ebenso durchgehen wie als nette, technische Spielerei, doch unter den Gesichtspunkten eines Horror- oder Westernfilms fällt das Werk letztendlich durch.
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