Scarletto – Schloss des Blutes

Informationen

OT:Il Boia Scarlatto

ca.78 Minuten

Italien, USA 1965

Regie

  • Massimo Pupillo
Darsteller

  • Mickey Hargitay
  • Walter Brandi
  • Luisa Baratto
  • Mario Pupillo
  • u.a.

Scarletto – Schloss des Blutes

Story

Im Mittelalter wurde der grausame scharlachrote Henker in seinem Schloss von seinen Vorgesetzten wegen allzu unmenschlicher Grausamkeit zum Tode verurteilt und auf ewige Zeit verdammt. Jahrhunderte später stört ein Filmteam für Dreharbeiten die Ruhe des verfluchten Gemäuers. Der ebenso geheimnisvoll wie unfreundliche Hausherr sieht sich als legitimer Erbe des verblichenen Scharfrichters an. Bald ist die ganze Filmcrew dem scharlachroten Henker in dessen Folterkeller schutzlos ausgeliefert…

Kritik

Da haben die Verliese der Filmkunst ja mal wieder eine ganz feine Trashperle freigelassen. „SCARLETTO – Schloss des Blutes“, ein italienisch-amerikanischer Versuch, den Gothic-Horror der Hammerstudios Paroli zu bieten. Das Ergebnis ist ein niedlicher Gruselfilm, der jeden ernsten Filmabend zur bierseligen Vergnügen werden lässt.

Schon die Eingangssequenz treibt einem jeden Horror-Fan die Freudentränen ins Gesicht. Zwei Rittersleut’ mit lustigen Hüten der spanischen Inquisition schleppen einen rotbekappten Henkersmann die Stufen eines Verlieses hinunter. Eine ehrfurchtsvolle Stimme aus dem Off verliest eine Anklage. Wir erfahren, dass es sich bei „Rotkäppchen“ um den „scharlachroten Henker“ handelt. Dieser wurde gerade zum Tode verurteilt, weil er seinen Pflichten als Henker zwar zuverlässig nachgekommen ist, dabei aber anscheinend ein bisschen zuviel Arbeitseifer an den Tag gelegt hat. Offensichtlich stieß es seinen Arbeitgebern etwas sauer auf, dass er seinen Klienten auf ZU GRAUSAME (!!!) Art und Weise die Leviten zu lesen pflegte. Wenn schon Todesstrafe, dann bitteschön mit Würde!! (Da spreche noch mal jemand von „finsterem Mittelalter“…) Wie dem auch sei: Unter wildem Protestgebrüll à la „Hitler spricht“ wird der Streber nun Opfer seiner selbstkonstruierten Folterinstrumente. In einer bunten plastikschwertbewehrten Pappschachtel aus dem Fundus von Siegfried und Roy findet er sein vorläufiges Ende. Kunstblut läuft aus der Kiste, die, wie wir im späteren Verlauf erfahren, auch „Witwe von Nürnberg“ genannt wird…

Gemäß dem Gesetz des Horrorfilms muss natürlich zuvor noch die Nachwelt verflucht werden, ob sie will oder nicht. Da unser roter Freund in seinem fränkischen Frauenzimmer gerade anderweitig mit starr gucken und auslaufen beschäftigt ist, übernimmt dieses ebenfalls der Chefankläger im Hintergrund. Aus praktischen Gründen werden Henker, seine nun versiegelte Jungfrauenkiste, Keller und das gesamte Schloss gleich in einem Abwasch mit einem Bann versehen.

„…denn Ihr seid verflucht! Bis in alle Ewigkeit! Wie diese unterirdischen Gewölbe verflucht sind. Verflucht sei auch dieses Schloss, das so viele Grausamkeiten gesehen hat. Über Jahrhunderte hinaus wird es verlassen bleiben. Keines Menschen Fuß wird es je wieder betreten!“

– Denkste!!!!

Jahrhunderte später nämlich ist das Schloss wieder bewohnt, und zwar von dem griesgrämigen zurückgezogen lebenden Ex-Schauspieler Travis Anderson, der sich von seinen ergebenen Dienern (allesamt offenbar direkt von der „Hoppetosse“ rekrutierte Leichtmatrosen mit dickmachenden blau-weißen Querstreifen-T-Shirts) von der Außenwelt abschotten lässt. In dreister Eigenart dringt ein Kamerateam in seine kleine heile Welt ein, das das Gemäuer als ideale Kulisse für die Aufnahme von Bildern für einen Horror-Schundroman mit dem Titel „Die Rache des Irren von Schloss Westermore“ (!) ansieht. Hier stehen nämlich haufenweise Skelette in Kutten und Rüstungen rum, Folterinstrumente, wohin das Auge blickt. Spinnweben, unheimliche Gemächer und ähnliche horrorwirksamen Utensilien, wie Fledermäuse hat es selbstverständlich auch. Letztere diese schwirren munter an „durchsichtigen“ (*hust*) Fäden durch die Gegend. Die Fotosession ist dann auch sehr schön anzusehen, wenn die spärlich bekleideten Schauspielerinnen vor allerlei Mittelalter-Folter-Utensilien posieren. Im Standbild werden die Foto-Shots dann sogar auch stilistisch sehr gelungen festgehalten.

Unterhaltsamer Weise ist das Filmteam mit sehr unterschiedlichen Charakteren bestückt. Da wären der geldgierige Produzent (O-Ton nach einem tödlichen „Unfall“ eines Crew-Mitglieds: „Ich denke an die Spesen..“), ein „witziger“, da tollpatschiger Kameramann, dessen Slapstick-Einlagen jedoch nur Freunde von Jerry Lewis – Humor oder Seehundattraktionen im Zirkus begeistern dürften und der obligatorische gutaussehende Held (hier ein Horror-Roman-Schreiberling). Dazu gesellen sich u.a. noch eine feurig temperamentvolle südländische Schönheit und ein blondes Dummchen mit ebensolcher Frisur, noch dümmeren Kommentaren und einer wirklich gruseligen Piepsstimme. Dann wäre da noch ein Frauenheld, der auch in unkonventionellen Situationen immer nur an „das Eine“ denkt und eine bemerkenswerte Auffassungsgabe und faunistische Kenntnisse offenbart (Sie: „Ich glaube doch, dass das gerade Schreie waren.“ Er: „Ach was, das war gestimmt nur eine Fledermaus.“ Sie: „Aber quietschen (!) Fledermäuse nicht?“ Er: „Dann war’s bestimmt ’ne Eule!!“).

Kaum verwunderlich, dass der scheue Hausherr selbstverständlich wenig angetan ist von der illustren Besucherschar. (Gespielt wird der kauzig-muffelige Schlossbesitzer übrigens immer schön breitschultrig von Ex- Mister Universum Mickey Hargitay und Ex-Mann von Pin-Up-Girl Jane Mansfield.)

Dass er der munteren Truppe dennoch Unterschlupf gewährt, liegt daran, dass er (oh Zufall) seine ehemalige Perle und Fast-Braut Edith unter den Besuchern entdeckt. Einst ließ er seine Verlobte plötzlich und ohne Erklärung im Regen stehen. Jetzt hat er dann also Gelegenheit ihr den Grund seines Verhaltens zu offenbaren. Dazu entführt er sie zunächst natürlich erst mal in sein Gemach. Dort angekommen legt er sich erst mal schick in Schale, sprich Henkerskostüm: ER ist der neue scharlachrote Henker.

Sich mit Bärenfett oder sonstigem Schmierzeug einreibend erzählt er seiner (ebenso wie das Publikum) verduzt dreinblickenden Ex-Geliebte dann noch einen vom Pferd und verschwindet durch eine Sperrholz-„Geheimtür“, um sich nun seinen anderen Gästen zu widmen. Für diese hat er in seinem Folterkeller schon einige nette Überraschungen parat.

Als „scharlachrote Henker“ ist er nicht nur mies gelaunt. In seinen roten Leggins und mit „Phantom“-Augenmaske, rotem Käppi und überdimensionalem „Amulett des Todes“ legt er bei seinen Meucheleien eine erstaunliche Kreativität an den Tag, wie z.B. das Basteln von künstlichen Giftspinnen in Selbstschuss-Spinnennetzen. Auch beweist er eine Fitness, dass einem der Rumpel stielzt: Wie ein Wirbelwind fegt er gegen Ende des Films im Verlies von einem gefangenen Opfer zum nächsten, lacht, posaunt irgendwelche nihilistischen Floskeln, spuckt dem Foto-Produzenten mit den Worten „Verseuche mich nicht mit Deinem unreinen Blick!!“ ins Gesicht, zupft hier ein bisschen an der Streckbank, zündelt dort ein wenig am Scheiterhaufen. Auch die bezaubernde Femi Benussi darf sich unter dem Pseudonym Femi Martin als Opfer an den Foltereien beteiligen.

Nach einer Schürhaken-Schlacht segnet der scharlachrote Henker dann letztendlich theatralisch das Zeitliche.

Ende gut, alles gut: Nachdem Edith und Karl dem scharlachroten Henker noch mal so gerade vom Beil gesprungen sind, können sie sich erst mal ordentlich knuddeln. Geläutert verspricht Karl seiner Angebeteten, das Schreiben von Horror-Schmuddel-Romanen aufzugeben. …na na!! Wer wird denn gleich soooo hysterisch… 😉

Wirklich unglaublich, was so in den 60er Jahren die Filmstudios verlassen durfte. Und höchstwahrscheinlich sahen die Verantwortlichen ihr Machwerk sogar noch ernsthafte Gruselunterhaltung an. Es wäre wirklich mal interessant zu wissen, ob sich bei den Vorführungen dieses Films tatsächlich Kinozuschauer gegruselt haben, oder ob schon nach wenigen Minuten die Lautstärke hochgeregelt werden musste, da das schallende Gelächter der Zuschauer die Tonspur übertönte 😉

Leider ist die seltene deutsche Videofassung von TODAY Video etwas gekürzt. Die Partylaune wird dadurch jedoch nicht sonderlich getrübt!!

Fazit: Narrenkappe aufgesetzt, Bier kaltgestellt, und ab geht die muntere Henker-Hatz!! Aber nicht vergessen, ein Kissen auf den Schoß zu legen, sonst sind die Schenkel schnell wundgeklopft 😉

Bewertung

SplatterScarletto – Schloss des Blutes
SpannungScarletto – Schloss des Blutes
StoryScarletto – Schloss des Blutes
EkelfaktorScarletto – Schloss des Blutes
AtmosphäreScarletto – Schloss des Blutes
GesamtScarletto – Schloss des Blutes

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