Informationen
Drehland | Deutschland |
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Drehjahr | 2006 |
Laufzeit | ca. 85 Minuten |
Regie | Martin Weisz |
Darsteller | Keri Russell Thomas Kretschmann Thomas Huber Rainier Meissner u.a. |
Bild |
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Ton |
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Sprachen |
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Untertitel | — |
LC | 2 |
FSK | 18 |
Story
Die amerikanische Psychologie-Studentin Katie steht kurz vor ihrer Dissertation. Für ihre wissenschaftliche Arbeit will sie einen berüchtigten Mordfall untersuchen, der sich in Deutschland zugetragen hat. Dort hat Oliver Hartwin ein grausames Verbrechen verübt. Er hat über das Internet ein williges Opfer gesucht, dass er wie ein Vieh geschlachtet und verspeist hat. Katie fährt ins deutsche Rohtenburg, um der grausamen Geschichte auf den Grund zu gehen. Sie besucht die Plätze, an denen sich das Geschehen abgespielt hat. Die junge Studentin hat sogar die Möglichkeit, sich Original-Aufnahmen der Tat anzugucken. Nichts ahnend, welche menschlichen Abgründe sich ihr offenbaren…
Kritik
Der Film „Rothenburg“ versucht sich in der Wiedergabe der Geschehnisse um den realen Tötungsfall des Armin Meiwes, der infolge seiner Tat als „Kannibale von Rotenburg“ in die Geschichte einging. Der Film, der bereits am 3. März 2006 in die deutschen Kinos kommen sollte, hatte einen holprigen Start, da Armin Meiwes eine einstweilige Verfügung erwirkte. Der Film lief nicht an, da das Gericht eine hinreichend glaubhafte Ähnlichkeit mit dem Film und der Realität erkannte und so Meiwes Persönlichkeitsrechte verletzt wurden. Gegen diesen Richterspruch wurde Einspruch eingelegt, dem letztlich das Bundesverfassungsgericht stattgab.
So kommt nun auch der deutsche Filmfreund in den fraglichen „Genuss“ sich die filmische Wiedergabe der Tat einverleiben zu dürfen. Die Story sollte eigentlich jedem bekannt sein, da der Fall von der Presse intensiv betreut wurde. Sie wird, so gut man das beurteilen kann, glaubhaft wiedergegeben. Da dies aber offensichtlich nicht für 90 (oder hier halt 84) Minuten Spielzeit gereicht hat, hat man eine kleine Geschichte um den Fall konstruiert. Diese versucht sich mit einer psychologischen Betrachtung der beiden Männer. Sie ist eines der Probleme des Films. Mit einer besserwisserischen Herangehensweise werden Sachen erzählt, die wenig glaubhaft sind. Zudem wirkt das Vorgetragene und das Gezeigte zu Beginn sehr zäh. Der Betrachter muss schon einiges an Interesse mitbringen, um diesen Teil des Films nicht niedergeschlagen zu überwinden.
Hat man sich von dem Vorleben der beiden Protagonisten unterhalten lassen, oder den klischeebeladenen Vortag gut überstanden, kippt die Erzählweise dann aber zum Guten. Zumindest aus filmischer Sicht. Die eigentliche Geschichte des vermeintlichen „Kannibalen von Rotenburg“ wird wiedergegeben und es kann sich Spannung und natürlich auch ein gewisser Ekelfaktor aufbauen. Das Geschehen ist zwar aufgrund der fehlenden Fiktion intensiv, wirkt aber dennoch über weite Strecken viel zu konstruiert. Beispielsweise gibt es in jedem Raum Nebel. Dies soll sicherlich zum Aufbau einer gewissen Atmosphäre dienen, ist aber nicht nahe der Realität. Ansonsten geht Regisseur Martin Weisz (drehte vor diesem Film Videoclips und danach „The Hills Have Eyes II“) gut mit seinen visuellen Stilmitteln um. Es gibt Filter, Rückblenden mit altem Filmmaterial und die Umgebung im „Schlachtraum“ kann sich auch sehen lassen.
Was auch relativ gut zu beobachten ist, sind die darstellerischen Leistungen, die insbesondere von Thomas Kretschmann als Oliver Hartwin (die quasi Rolle des Armin Meiwes) und Thomas Huber als Opfer getragen werden. Beide Schauspieler agieren zwar etwas übertrieben, was ihnen aber niemand wirklich vorwerfen kann. Die Rollen sind ja alles andere als gewöhnlich. Keri Russell als Psychologie-Studentin Katie kann von sich behaupten, im Film nett auszusehen. Für mehr ist dieser Rolle sicherlich auch nicht gedacht.
Insgesamt betrachtet hat man es bei „Rohtenburg“ mit einem Film zu tun, der sicherlich mehr erhoffen lässt, als er tatsächlich darbietet. Er ist zu oberflächlich gestrickt und trotz der nahen Beschreibung wohl weit weg von dem, was bei den wahren Protagonisten im Kopf vorging. Für eine gruselig, erschreckende Unterhaltung taugt er ganz gut. Für eine psychologische Betrachtungsweise des „Kannibalen von Rotenburg“ sicherlich nicht.
DVD
Die DVD aus dem Hause Senator ist technisch gut gelungen. Da es keine High-Budget-Produktion ist, muss man minimale Schwächen in der Optik und der Akustik hinnehmen. Diese stören das Guckvergnügen aber auf keinen Fall. Als Zusatz gibt es auf der DVD, neben einigen Trailern, ein zehnminütiges Interview mit Hauptdarsteller Thomas Kretschmann, welches nach der Betrachtung des Films durchaus interessant ist. Er versucht zu verdeutlichen, wie er sich mit der Rolle des Filmmörders auseinandersetzt. Neben diesem Interview gibt es noch ein B-Roll von ca. 8 Minuten.
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