Achterbahn ins Jenseits

Informationen

Verlag: Lübbe

ca. 53 Minuten

Deutschland 2000

RegieOliver Döring
Sprecher

  • Frank Glaubrecht
  • Joachim Kerzel
  • Martin May
  • Birgitta Weizenegger
  • u.a.
Achterbahn ins Jenseits

Story

Abfield Der Friedhof war alt. Wie Mahnmale einer längst vergessenen Zeit ragten die verwahrlosten Kreuze und Grabsteine aus dem kniehohen Morgennebel. Moos und Flechten hatten die Einkerbungen einiger Inschriften ausgefüllt und Namen aus zwei vergangenen Jahrhunderten unter sich begraben. Männer, Frauen und Kinder jeden Alters und Standes waren hier zu ihrer letzten Ruhe gebettet worden. Die Reichen und Redlichen ebenso, wie die von der Gesellschaft Ausgestoßenen, Verbrecher und Mörder. Um die Gräber kümmerte sich kaum noch jemand. Keine Blumenbeete zierten die Ruhestätten. Nur ein paar Sträucher, an deren Zweigen kaum Grünes zu sehen war, wuchsen hier. Es schein, als hätte die Natur den Friedhof gemieden. Ein verlorener Ort. Ein verfluchter Ort, wie viele meinten. Niemand wollte dort mehr begraben werden, seit vielen Jahren schon nicht mehr. Man erzählte sich, der Totenacker sei irgendwann entweiht worden und dass seitdem in einigen Nächten entsetzliche Schreie aus den Gruften und Gräbern dringen würden… Montag, 6:15 Trotz der Einwände einer Bürgerinitiative, die sich dafür aussprach, die Ruhe der Toten nicht zu stören, war es dem Bauunternehmer Vince McAllister letztendlich doch gelungen, sein Vorhaben durchzubringen und den alten Friedhof einzuebnen. Gerade als die ersten Planierraupen anrücken, taucht plötzlich ein seltsamer, altertümlich gekleideter Mann bei Vince McAllister auf, der sich ihm als Lionel Hampton vorstellt und der örtliche Totengräber zu sein scheint. Eindringlich warnt der seltsame Fremde den Bauunternehmer davor, mit seiner Arbeit fortzufahren, da sich die Geister der Toten ansonsten schrecklich rächen würden. Als McAllister die Warnungen empört in den Wind schlägt, löst sich der Totengräber plötzlich in Luft auf. Von dem Bürgermeister erfährt der einflussreiche Bauunternehmer, dass Lionel Hampton scheinbar schon seit über 70 Jahren tot ist. Ein ungutes Gefühl überkommt McAllister, doch es ist bereits zu spät. Plötzlich sackt eine der Raupen in den Boden ein und wird von diesem geradezu verschluckt. Als wäre das noch nicht genug, bricht mit einem Mal eine riesige Geisterhand aus der Erde, greift sich den Bauunternehmer und fährt mit diesem krachend in den Boden… Viele Jahre später erinnert sich kaum noch jemand an die schrecklichen Ereignisse. Der jährliche Jahrmarkt steht an, der dieses Mal durch eine besonders aufsehenerregende und spektakuläre Attraktion neue Besucher anziehen soll: Der Canyon Ride ist eine riesige Hochgeschwindigkeitsachterbahn, die so viel Platz benötigt, dass der Jahrmarkt dieses Jahr ausnahmsweise auf den alten Friedhof verlegt wird. Es dauert nicht lange und der Besitzer der Attraktion, Carl Norton wird von dem Totengräber Hampton aufgesucht, der ihn beschwört, die Achterbahn wieder abzubauen und schleunigst zu verschwinden. Als auch Carl Norton empört reagiert, löst sich Hampton wieder in Luft auf. Norton’s Tochter Vera ist anhand dieser Geschichte mehr als beunruhigt und wendet sich hilfesuchend an Scottland Yard. John Sinclair ahnt Schlimmes und begibt sich mit seinem Freund Suko zum Jahrmarkt, wo er es alsbald selbst mit dem dämonischen Totengräber zu tun bekommt…

Kritik

Man sollte es nicht für möglich halten, aber auch in der dritten Folge behielten Oliver Döring und sein Team das enorm hohe Niveau ihrer Edition 2000 bei und erschufen mit "Achterbahn ins Jenseits" ein Hörgenuss, der der Bezeichnung "Gruselhörspiel" voll und ganz gerecht wird. Bereits der Epilog, in dem uns der unvergleichliche Joachim Kerzel von dem alten Friedhof erzählt, wirkt ziemlich düster und sorgt sofort für eine Gänsehaut. Das Besondere an dieser Folge ist die Tatsache, dass sie eine im Grunde klassische Gruselgeschichte erzählt, die nicht besonders viel Action braucht, um vorzüglich zu unterhalten. Auch ist der Böse hier keine alles vernichtende Urgewalt oder ein verrückter Psychopath, sondern vielmehr ein freundlicher, fast schon zuvorkommender Geist, der seine Opfer vor seinem Zuschlagen sogar höflich warnt. Nach seinem ersten Auftritt als mürrischer Pilot in "Die Totenkopf-Insel", wo er lediglich als Handlanger für das Böse dienen durfte, hat Udo Schenk hier zum ersten Mal einen Part als dämonischer Widersacher Sinclairs und macht seine Sache sogleich exzellent. Seine Figur des Lionel Hampton ist eine ganz Besondere. Ein altertümlicher Totengräber im Gehrock, passend mit Zylinder, Schaufel und Grubenlampe. Seine Sprache wirkt nicht beängstigend, vielmehr wohlüberlegt und hilfsbereit. Er möchte die Ruhe der Toten wahren und jeder, der dies missachtet, wird von einer riesigen Geisterhand in den Tod gerissen. Ausnahmesprecher Schenk macht seine Sache als Hampton perfekt und lässt diesen Gegenspieler durch seine ruhige Art noch lange in Erinnerung bleiben. Tontechnisch fährt man hier wieder schwere Geschütze auf. Menschenmassen scheinen sich im Hintergrund zu tummeln, während der Canyon Ride mit mörderischem Tempo vorbeirast und auch beim Hörer richtiges Jahrmarkt-Feeling aufkommt. Glaubwürdiger kann man ein Hörspiel nicht vertonen. Da ist es kein Wunder, dass es zu jedem Zeitpunkt Spaß macht, John Sinclair bei seiner Hetzjagd über den Jahrmarkt zu begleiten und durch all die Geräusche selbst in die Geschichte einzutauchen. Für glänzende Unterhaltung sorgt dieses Mal, neben dem geisterhaften Totengräber, ein halbstarker Jugendlicher namens Duke, der hierbei einen jugendlichen Kartenverkäufer bedroht und durch seine prollige Aussprache und seine brutale Art sofort für ein Lächeln beim Hörer sorgt ("40 Freikarten du Arsch!"). Ein interessanter Nebencharakter, der uns später in Folge 15 (Die Geister-Braut) noch einmal begegnen soll. Zu gefallen weiß an diesem Hörspiel des weiteren die Tatsache, dass hier zum ersten Mal Sinclairs Freunde Suko und Bill Conolly auftauchen, ohne die die Hörspiele schlicht unvorstellbar wären. Und gerade die Stimme Conolly’s dürfte vielen Hörern sofort bekannt vorkommen, wird er doch von Detlef Bierstedt gesprochen, seines Zeichens Stamm-Sprecher für George Clooney und Bill Pullman. Diese Stimme ist dem Hörer sofort sympathisch und ein immenser Gewinn für die Edition 2000. Suko hingegen bekommt sein Leben von Martin May eingehaucht. Zugegeben, anfangs muss man sich an die Stimme des Charakters gewöhnen, doch nach einer gewissen Zeit könnte man sich keinen anderen für den Part vorstellen. May spricht den Chinesen auf seine eigene Art und wächst dem Hörer in den folgenden Hörspielen schnell ans Herz. Im Gegensatz zu den Vorgängern tritt das Böse hier erstmals inmitten einer großen Menschenmenge auf, des weiteren wird der schwarze Tod erneut dezent angekündigt. Doch "Achterbahn ins Jenseits" dient nicht nur als Cliffhanger, sondern ist für sich gesehen auch eine exzellente Folge, die von vorne bis hinten Spaß und einen sehr runden Eindruck macht. Oliver Döring lieferte wieder eine erstklassige Arbeit ab und erschuf mit Lionel Hampton einen Bösewicht, der dem Hörer noch lange in Erinnerung bleibt, während die Ereignisse mit dem Schläger Duke zu den bisherigen, humorvollen Highlights der Edition 2000 gehören. "Achterbahn ins Jenseits" wurde erstklassig vertont, wie immer perfekt gesprochen und ist sowohl schaurig, als auch sehr unterhaltsam. Ein absoluter Pflichtkauf. Review by Crapkeeper Sprecher Akustik Spannung Story Horrorfaktor Gesamt Zurück zur Audiobook-

Übersicht

Bewertung

SprecherAchterbahn ins Jenseits
AkustikAchterbahn ins Jenseits
SpannungAchterbahn ins Jenseits
StoryAchterbahn ins Jenseits
HorrorfaktorAchterbahn ins Jenseits
GesamtAchterbahn ins Jenseits

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