Amazonas – Gefangen in der Hölle des Dschungels

Informationen

OT:Nudo e Selvaggio

ca. 84 Minuten

Italien, Brasilien 1985

Regie

  • Michele Massimo Tarantini
Darsteller

  • Michael Sopkiw
  • Suzane Carvalho
  • Milton Morris
  • Marta Anderson
  • u.a.

Amazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels

Story

Kevin Hall (Michael Sopkiw), der als Paläontologe für ein Institut in Boston arbeitet, befindet sich zur Zeit in Brasilien, um dort Ausgrabungen vorzunehmen. In einer Bar hört Kevin zufällig das Gespräch zweier Männer, die mit dem bekannten Forscher Pedro Ibanez (Leonidas Bayer) einen Flug in das berühmte Tal der Dinosaurier planen. Kevin ist sofort versessen von der Idee, ebenfalls am Flug teilzunehmen. Dass besagtes Tal dabei in einem Gebiet liegt, in dem noch ein kannibalistisches Urvolk lebt, ist im dabei herzlich egal, erhofft er sich doch den Fund von höchst gewinnbringenden Dinosaurierknochen. Und nachdem er Ibanez mitteilt, dass er alle seine Bücher kennt, ist dieser sogar sofort bereit, Kevin mitzunehmen.

In dem kleinen Flugzeug befinden sich neben Kevin, dem Professor und dessen Tochter Eva (Suzane Carvalho) noch ein Vietnamveteran mit seiner Frau, sowie ein Fotograf mit zwei Models im Schlepptau. Unerwarteter weise kommt es beim Flug über den Dschungel des Amazonas plötzlich zu heftigen Turbulenzen, die den Piloten dazu zwingen, die Maschine mitten im Dickicht Notzulanden. Während bei der Bruchlandung zwei der Passagiere sofort ihr Leben verlieren, sind die Überlebenden dazu gezwungen, zu Fuß einen Weg hinaus aus der grünen Hölle zu finden. Dabei bekommen sie es allerdings nicht nur mit Schlangen, Piranhas und Treibsand, sondern auch mit dem Kannibalenstamm zu tun…

Kritik

"Amazonas" wurde im Jahr 1985 gedreht, also zu einer Zeit, in der der Kannibalenfilm langsam aber sicher wieder in der Versenkung zu verschwinden drohte. Die Grausamkeiten aus Filmen wie "Make Them Die Slowly" und "Cannibal Holocaust" waren nicht mehr zu toppen und auch das Publikum erkannte langsam aber sicher, dass den Regisseuren einfach nichts neues mehr einfiel. Während Ruggero Deodato und Umberto Lenzi bereits alle ihre Ideen auf Zelluloid gebannt hatten, lag es in der Endphase noch einmal an unbekannteren Filmemachern, dem Genre noch einige Beiträge hinzuzufügen. Für "Amazonas" wurde Michele Massimo Tarantini verpflichtet, der zuvor zwar schon eine Vielzahl an Filmen drehte, im Horrorgenre allerdings noch nicht Fuß fassen konnte. Um so überraschender ist es da, dass aus "Nudo e Selvaggio", so der Originaltitel, ein unbedingt empfehlenswerter Genrefilm wurde.

Mit viel Abwechslung konnten die Kannibalenstreifen ja noch nie glänzen und so ist es auch in diesem Fall nicht weiter enttäuschend, wenn "Amazonas" genau gleich aufgebaut ist, wie fast alle seiner Kollegen. Der einzige wesentliche Unterschied zu den sonstigen Filmen besteht darin, dass man am Anfang auf die Behauptung verzichtete, dass der nun folgende Film auf wahren Begebenheiten beruhe. Ebenso, aber das ist erst im späteren Filmverlauf von Belang, fällt auf, dass man in "Amazonas" komplett (!) auf reale Tiertötungen verzichtete. Der Tiersnuff war stets für viele Zuschauer ein Grund, den Kannibalenfilm zu boykottieren, weshalb "Amazonas" alleine schon deshalb ein größeres Publikum ansprechen dürfte als ein "Cannibal Holocaust", um nur mal ein Beispiel mit exzessivem Tiersnuff zu nennen.

Die Atmosphäre des Films ist recht ordentlich, lässt sich jedoch nicht mit denen vergleichen, die Deodato in seinen Werken zu erschaffen vermochte. Insbesondere wenn am Anfang von "Amazonas" ein Mann bei einer Prügelei geschlagen wird und mit einem unpassenden, cartoon-ähnlichen Geräusch durch die Luft fliegt, dann fragt man sich schon, wieso das in einen derartigen Film gehört. Nach dem Flugzeugabsturz fängt sich Tarantini allerdings wieder und präsentiert dem Publikum genau das, was es sehen möchte. Eine Gruppe unterschiedlicher Menschen, die sich durch den Dschungel schlagen muss, was mitunter auch recht brutal wird. Dabei kommen auch Freunde von Abenteuerfilmen auf ihre Kosten, sofern sie gegenüber ein paar härteren Szenen nicht abgeneigt sind. Für mich persönlich ist der Abenteuergehalt in diesem Subgenre auch sehr wichtig und was das anbelangt konnte "Amazonas" genügend bieten.

Nachdem genügend an Blut geflossen ist, wird im Kannibalengenre gerne noch einmal mit der Moralkeule draufgehauen. So im berühmten Fall von "Cannibal Holocaust", wo einem auf unmissverständliche Art und Weise die Frage aufgezwungen wurde, wer denn die wahren Monster sind, die "zivilisierten" Menschen oder eben die Urvölker. Auch bei "Amazonas" wird man wieder mit einem derartigen Denkanstoß konfrontiert, wenn die Protagonisten nämlich in die Hände eines reichen Amerikaners fallen, nachdem sie dem Kannibalen entkommen sind. Doch die wahre Leidensprozedur fängt erst jetzt an, da der äußerst gefährliche Mann heimlich nach Diamanten graben lässt und keine Zeugen gebrauchen kann. Er wäre jederzeit bereit, Kevin und die anderen Überlebenden zu töten, um an noch mehr Geld zu kommen, während die Eingeborenen nur aus Gründen des Glaubens und des Hungers töten. Dennoch sollte man nicht den Fehler machen, "Amazonas" Anspruch zutrauen zu wollen, denn im Endeffekt ist es einfach nur blutige ,abenteuerliche und spannende B-Unterhaltung für Fans des Kannibalengenres.

Die Darsteller erledigen ihren Job sehr unterschiedlich. Während manche ganz klar nicht für den Beruf des Schauspielers geboren wurden, machen andere ihre Sache fabelhaft. Michael Sopkiw zum Beispiel ist ein Hauptdarsteller, wie man ihn sich besser nicht wünschen könnte, er passt bestens in das Bild des abenteuerlustigen Paläontologen und hat optisch sogar eine geringe, doch nicht bestreitbare Ähnlichkeit mit Sean William Scott.

"Amazonas" ist ein astreiner Kannibalenfilm, da lassen sich nur wenige Abstriche machen. Jeder, der auf knallhartes Abenteuerfeeling gepaart mit einigen blutigen Szenen steht, kommt um dieses Werk nicht herum. Michele Massimo Tarantini inszenierte den Film nicht ganz so drastisch und beklemmend, wie dies bei anderen Streifen des Genres der Fall war, zudem gibt es keinerlei Tiersnuff zu sehen, deshalb ist er vielleicht für eine etwas größere Zielgruppe interessant. Natürlich ist "Amazonas" im Endeffekt alles andere als ganz großes Kino, doch gerade für Fans von den sonstigen italienischen Klassikern ist der Streifen Pflicht.

Bewertung

SplatterAmazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels
SpannungAmazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels
StoryAmazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels
EkelfaktorAmazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels
AtmosphäreAmazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels
GesamtAmazonas - Gefangen in der Hölle des Dschungels

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