Finalcut.com The Suicide Couple

Informationen

OT:Finalcut.com The Suicide Couple

ca. 84 Minuten

Deutschland 2001

Regie

  • Raoul W. Heimrich
Darsteller

  • Markus Eberhard
  • Engelbert Weiss
  • Ralph Polinski
  • Katja Weber
  • u.a.

Story

Ein junges Pärchen hat es sich zur Aufgabe gemacht, andere Leute beim Selbstmord zu filmen. Sie richten eine Webseite ein, auf der sie gezielt nach potenziellen Selbstmördern suchen und tatsächlich erhalten sie schon bald darauf die ersten Rückmeldungen. Kurz darauf haben die Beiden die ersten Selbstmorde auf Kamera festgehalten und verfallen mit der Zeit regelrecht einer Obsession. Es finden sich immer mehr Menschen, die ihrem Leben vor laufender Kamera freiwillig ein Ende bereiten möchten. Egal, ob nun der Sturz von einem Hochhaus, das Aufschneiden der Pulsadern oder die Überdosis an Schlaftabletten – jeder Selbstmord wird von dem völlig gestörten Pärchen mit Begeisterung aufgezeichnet. Nach einiger Zeit vergessen sie jegliche Moral und helfen sogar aktiv mit, wenn bei den Selbstmordversuchen mal etwas schief gehen sollte..

Kritik

Was soll man von einem Film halten, dessen Regisseur zuvor lediglich Episoden für TV-Serien wie "Marienhof", "Alarm für Cobra 11", "Der Clown" und "Motorrad Cops" drehte? Lässt das auf Erfahrung mit einer derart heißen und morbiden Thematik wie dem Selbstmord schließen? Nun, eigentlich nicht. Auch die Liste der Darsteller lässt zuerst erschreckendes erahnen, haben doch auch die meisten von ihnen schon in peinlichen Serien mitgespielt, wie etwa Markus Eberhard, der zuletzt in der Telenovela "Lotta in Love" sein schauspielerisches Können unter Beweis stellte. Bitte versucht nun, all diese Namen beinahe nicht zu ertragender, Deutscher Serien aus eurem Gehirn zu verbannen, ansonsten dürfte es dem einen oder anderen sicherlich schwer fallen, zu glauben, dass die Verantwortlichen mit "Finalcut.com – The Suicide Couple" einen kleinen, beklemmenden und beinahe schon genialen Film erschaffen haben, der sich keinesfalls vor ähnlichen Filmen à la "Der Todesking" verstecken muss. Heimrich spielt mit vielen Methoden, um "Finalcut. com – The Suicide Couple" möglichst weit vom typischen, Deutschen Film weg zu bewegen und das ist ihm auch bestens gelungen. Gedreht wurde der komplette Film mit einer Handkamera. Das heißt, dass diejenigen, die an spektakuläre Kamerafahrten und großflächige Einstellungen gewohnt sind, schon jetzt als potenzielle Betrachter wegfallen, denn davon ist in diesem Film nichts zu sehen. Die Kameraführung ähnelt verdächtig der eines Homevideos, oftmals kann man dem Geschehen in hektischen Szenen aufgrund des verwackelten Bildes beinahe nicht mehr folgen, doch das ist absolut kein negativer Aspekt des Films. Im Gegenteil, dadurch wirkt "Finalcut.com – The Suicide Couple" um einiges authentischer und glaubwürdiger. Dieser Eindruck wird dadurch noch verstärkt, dass die etwa 13 Selbstmorde so realistisch wie nur möglich inszeniert wurden. Keine Angst, ich rede hier nicht von literweise Blut (das es in dem Film so gut wie nie zu sehen gibt), vielmehr von dem nachvollziehbaren Verhalten der Selbstmörder. Sie laden den Kameramann zu sich nach Hause ein, erzählen von ihrem Leben, und was sie dazu bewegt, sich das Leben nehmen zu wollen. Die genannten Gründe sind dabei sehr unterschiedlich. Ein Mann wählt den Freitod, weil bei ihm Krebs diagnostiziert wurde und er seiner Familie nicht länger zur Last fallen möchte, ein anderer sehnt sich nach seiner Verstorbenen Frau und hofft darauf, sie im Jenseits wieder zu sehen. Die Selbstmorde sind also nicht nur ein Mittel, um beim Zuschauer einen Schockeffekt zu erzielen. Mir lief beim Betrachten der vielen verschiedenen Selbstmorde mehr als nur ein Schauer über den Rücken, da alles sehr beklemmend, deprimierend und sehr ehrlich in Szene gesetzt wurde. Wer dabei auf möglichst viele derbe und anstößige Sequenzen hofft, kann sich das Geld für den Film sparen. "Finalcut.com – The Sucide Couple" trifft einen da, wo es weh tut, aber das sicherlich nicht, weil der Film übermäßig brutal oder geschmacklos wäre, nein, er ist schlichtweg verdammt realitätsnah und alleine schon deshalb sehr niederschmetternd. Besonders beeindruckt an alledem hat mich, dass im Prinzip fast keine Handlung vorhanden war und dennoch nie Langeweile aufkam. Entweder wir sehen das junge Paar, das sich gerade über die neuesten Aufnahmen freut, oder es wird eben ein Selbstmord gezeigt. Das ist alles, doch in diesem Fall reicht es aus, um den Streifen für ganze 84 Minuten sehr unterhaltsam zu gestalten. Natürlich erwartet einen hier keine Unterhaltung à la Hollywood, doch wer sich mit günstigen Filmen anfreunden kann, wird mit "Finalcut.com" definitiv seinen Spaß haben.

Das Tabuthema Selbstmord wird hier sehr ausgiebig und explizit behandelt. Meist beschränkt sich Raoul W. Heimrich darauf, die verschiedensten Methoden zu zeigen, mit Hilfe derer man sein Leben beenden kann. Was nun sicherlich langatmig und nicht sonderlich abwechslungsreich klingt, ist durch die geschickte Inszenierung ein kleines, unbekanntes Meisterwerk für sich. Die eigenwillige Kameraführung und die Leistungen der Schauspieler machen aus "Finalcut.com – The Suicide Couple" einen bedrückend ehrlichen, kleinen Schocker, der es nicht nötig hat, auf brutale Splatterszenen zu setzen, um eine beklemmende Atmosphäre zu erschaffen.

Bewertung

SplatterFinalcut.com The Suicide Couple
SpannungFinalcut.com The Suicide Couple
StoryFinalcut.com The Suicide Couple
EkelfaktorFinalcut.com The Suicide Couple
Atmosphäre
GesamtFinalcut.com The Suicide Couple

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