Informationen
OT:Storm Warning
ca.82 Minuten
Australien 2007
- Jamie Blanks
- Nadia Farès
- Robert Taylor
- Mathew Wilkinson
- David Lyons
- u.a.
Story
Rechtsanwalt Rob (Robert Taylor) und seine schöne Frau, die Französin Pia (Nadia Farès), möchten einen gemeinsamen Ausflug in das australische Backwood noch mit einer schönen Bootsfahrt abschließen. Aus diesem Grund mieten sie sich ein kleines Motorboot und schippern damit aufs Gewässer hinaus. Als irgendwann ein Sturm aufzieht und die Nacht hereinbricht, verliert Rob vollständig die Orientierung und bleibt zu allem Überfluss auch noch im viel zu flachen Gewässer vor einem Eiland stecken. Die Beiden scheinen jedoch Glück im Unglück zu haben, denn auf der abgelegenen Insel finden Pia und Rob eine alte Farm, die verwahrlost und verlassen wirkt. Um sich der nassen Neoprenanzüge zu entledigen und wieder zu Kräften zu kommen, betreten sie das Haus durch die offenstehende Hintertür.
Das soll sich bald als erheblicher Fehler herausstellen, denn das Paar wird kurzerhand von den Bewohnern des Hauses überrascht, die sich nicht unbedingt als gastfreundlich herausstellen. Schlimmer noch, Brett (Mathew Wilkinson) sein Halbbruder Jimmy (David Lions) und der sadistische Poppy (John Brumpton) sind drei debile Rednecks, die sich von Anfang an einen Spaß daraus machen, das Paar zu schikanieren. Als sie Rob und Pia immer mehr bedrängen, artet die Situation schließlich aus. Die Brüder wenden Gewalt an und sperren die Beiden in die Scheune. Es steht außer Frage, was mit ihnen geschehen wird. Um nicht vergewaltigt und getötet zu werden, rüstet das Paar zum Gegenschlag. Was als friedlicher Angelausflug begann, wandelt sich alsbald zum brutalen Kampf auf Leben und Tod…
Kritik
Derzeit grassiert die sogenannte "Terrorfilm-Welle" noch recht erfolgreich und so ist es auch kein Wunder, dass mehr und mehr auf die Stärken der großen Vorbilder gesetzt wird. Suspense und innovative Storys gehören der Vergangenheit an, die neue Generation der Genre-Filme setzt stattdessen auf beinharte Folter, detailliert eingefangenes Leiden und möglichst realitätsnahe Blutbäder. Da dabei möglichst jeder ein Stück vom Kuchen abhaben will, musste man als Horror-Fan in der letzten Zeit leider auch schon einige absolute Tiefflieger wie "Hollywood Kills" oder "Sportkill" ertragen, doch dafür entschädigt nun der neueste australische Genrebeitrag "Storm Warning". Dieser wirbt schon auf dem Cover groß damit, von den Machern von "Wolf Creek" inszeniert worden zu sein und alleine das lässt einen als Fan der härteren Filmkost schon aufhorchen. Der Backwood-Thriller "Wolf Creek" verstand es damals nämlich durchaus gut, einen gewissen Realismus mit der nötigen Portion sadistischer Härte zu verbinden und konnte daher auch beinahe nur positive Resonanz einfahren.
Die Frage, die nun im Raum steht, ist die, ob es sich bei dem Coverspruch nur um geschickt platzierte Werbung handelt, hinter der sich aber dreister Etikettenschwindel verbirgt, oder ob "Storm Warning" tatsächlich an die Qualitäten des genannten Genre-Kollegen anknüpfen kann. Wirft man allerdings einen näheren Blick auf die Liste der Verantwortlichen des Streifens, macht sich schnell Ernüchterung breit. Bis auf einen Produzenten finden sich kaum bekannte Namen aus dem Stab von "Wolf Creek". Pure Aufmerksamkeitshascherei also? Nein, denn obwohl der Regisseur ein anderer ist, muss sich "Storm Warning" keinesfalls vor "Wolf Creek" verstecken. Den Regieposten nahm Jamie Blanks ein, der schon mit "Düstere Legenden" und später noch einmal mit "Schrei wenn du kannst" bewiesen hat, dass er es sehr gut versteht, auf einer Welle mitzuschwimmen und den Fans das zu bieten, was sie sehen wollen.
Und in dieser Hinsicht leistet auch "Storm Warning" erstklassige Arbeit. Dem Publikum wird hier nichts Neues geboten, nicht einmal im Ansatz. Dennoch machen schon die ersten Filmminuten bemerkbar, dass es dieses Werk schafft, sich von der breiten Masse an ähnlichen gestrickten Torture-Porn-Flicks abzuheben. Obwohl von einer Bedrohung zuerst weit und breit nichts zu sehen ist, erwecken die optisch beeindruckenden Bilder, in denen Pia und Rob mutterseelenallein über ein endlos scheinendes Gewässer rudern, von Anfang an ein beklemmendes Gefühl. Man weiß nicht genau, wie sich die Spannung schließlich aufheben wird, um sich in garstigen und brutalen Bildern zu entladen, aber das Bewusstsein darüber, dass bald etwas geschehen wird, ist stets spürbar. Unruhig, lauernd, um nicht zu sagen auf seine Chance wartend. Gerade die ruhigen Anfangsminuten des Films lassen durch diesen Effekt die dichteste Atmosphäre entstehen.
Plötzlich aber ein rascher Stilwechsel. Von prachtvollen Natur- und Wasserkulissen zu der schäbigen Hütte auf dem verlassenen Eiland, die in ihrer schmutzigen Enge von Anfang an wie ein Gefängnis wirkt. Die Musik, die übrigens den gesamten Film perfekt untermalt, überzeugt derweil durch ihre soften, technoartigen Rhythmen und sorgt ein ums andere Mal für Gänsehaut. Mit dem Auftauchen der Hillbillys lenkt sich "Storm Warning" dann endgültig in bereits vorgeebnete Bahnen, denn diese Psychopathen sind weder neu, noch unterscheiden sie sich von von denen aus anderen Horrorfilmen. Eins aber hat "Storm Warning", was diese Tatsache sofort vergessen macht: Sympathische Hauptprotagonisten. Rob und Pia wirken nicht gekünstelt oder unglaubwürdig, sondern bringen das charismatische, verliebte Paar perfekt rüber. Man leidet sofort mit dem Rechtsanwalt und der zurückhaltenden Französin mit, da sich die Schlinge um ihren Hals immer enger schnürt. Pia ist den ganzen Film über permanent der Gefahr der Vergewaltigung ausgesetzt, während Rob sie angesichts der bewaffneten sadistischen Brüder nicht beschützen kann. "Storm Warning" erweist sich somit als bedrückendes und intensives Kammerspiel auf engstem Raum, in dem die beiden Hauptfiguren stets der Willkür und den Launen ihrer Peiniger ausgesetzt sind.
Zuerst funktioniert der Streifen lediglich durch seine Atmosphäre, nur um dann all seine Spannung plötzlich in einer unerwartet brutalen Goreplatte kulminieren zu lassen. "Storm Warning" wartet mit ebenso graphischen, wie einfallsreichen Kills auf und dürfte in punkto Gekröse alle blutlechzenden Horrorjunkies zufrieden stellen. Um nicht an Glaubwürdigkeit einzubüßen, lässt es Jamie Blanks in dieser Hinsicht nicht durchgehend blutig hergehen, sondern konzentriert sich vielmehr auf ein paar wenige, wirklich drastische Szenen, die schnell erklären, wieso der Film den deutschen Prüfern zu brutal war und deshalb die SPIO/JK Einstufung erhalten musste. Besonders lang bleibt einem dabei insbesondere eine Vergewaltigungsszene in Erinnerung, die durch ein zuvor präpariertes Geschlechtsorgan mit einer besonderen Überraschung für den Vergewaltiger aufwartet.
Die einzige Schwäche des Films erklärt sich schon von selbst. Auch wenn "Storm Warning" beim Horrorpublikum nicht mehr viele Wünsche offen lassen wird, war das eben alles schon zuvor einmal da, das lässt einen auch die stimmige Inszenierung nicht vergessen. So bleibt das Geschehen stets durchaus kalkulierbar, was den Sehspaß aber nur milde trübt. Zumindest gelang es Jamie Blanks, einen durch und durch super agierenden Cast zusammen zu trommeln, der von Robert Taylor und Nadia Farès perfekt angeführt wird. Die beiden verkörpern das intelligente und hilflose Pärchen so, wie man es sich wünscht. Mathew Wilkinson und David Lyons durften sich währendher einmal im Baukasten fürs gestörte-Redneck-Einmaleins austoben und bringen die verabscheuungswürdigen Psychos glaubhaft rüber. Auch John Brumpton liefert eine solide Leistung als nicht weniger durchgeknallter Vater der Beiden, der von allen noch das größte Rad ab hat.
"Storm Warning" liefert einen sehr guten Beitrag zum sicherlich bald ausgelutschten Torture-Horror Genre ab, der insbesondere durch seine schnörkellose, geradlinige Aufmachung zu überzeugen weiß. Jamie Blanks wusste ganz genau, was er wollte und inszenierte seinen Streifen ohne Rücksicht auf eventuelle Plagiatsvorwürfe und das ist auch gut so. Endlich mal wieder ein Streifen, der rücksichtslos Terror-Feeling verbreitet und jedem Fan des Genres das liefert, was er sehen will. Spannung und Atmosphäre gehen hier sehr eng beieinander, um schließlich in einem brutalen Gewalterguss zu gipfeln. "Storm Warning" ist kurzweilig, unterhaltsam und mit nur sehr wenigen Längen versehen und stellt somit ein uneingeschränkt zu empfehlendes Must-See für Fans von derartiger Unterhaltung dar.
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