Evilenko

Informationen

OT:Evilenko

ca. 111 Minuten

Italien 2004

Regie

  • David Grieco
Darsteller

  • Malcolm McDowell
  • Marton Csokas
  • Ronald Pickup
  • Frances Barber
  • u.a.

Evilenko

Story

Die Sowjetunion steht Mitte der 80er Jahre vor dem Umbruch. Perestroika und Glasnost machen sich unaufhörlich breit. Die Freiheit winkt, doch die Neuordnung des Systems wird von bestialischen Morden überschattet.

Lehrer Andrej Evilenko ist überzeugter Kommunist und hat ein Problem mit Kindern. Er findet sie, egal welchem Geschlecht sie angehören, sexuell anziehend. Als er einem Mädchen zu nahe tritt, wird ihm von seinem Vorgesetzten nahegelegt, seinen Schuldienst zu quittieren. Seiner Frau erzählt er, der Schulleiter hätte sich politisch unkorrekt verhalten und er habe, als guter Kommunist, kündigen müssen. Daraufhin bekommt Evilenko einen Job vom KGB und arbeitet von nun an in einem Büro, wo er Kollegen observieren soll. Doch Evilenko kümmert sich in dieser Zeit weniger um seine Arbeit, als um das Aufspüren von Kindern und jungen Frauen, die er dann grausam missbraucht und tötet.

Da die Spuren des Rostow-Ripper immer deutlicher in der Gesellschaft zu lesen sind, wird Polizeiinspektor Vadim Lesiev auf den Fall angesetzt. Er soll den Mehrfachmörder dingfest machen, was sich allerdings als äußerst schwierig herausstellen soll.

Kritik

Wer sich schon mal mit dem Fall des Andrej Romanowitsch Chikatilo beschäftigt hat, bemerkt beim Lesen der Inhaltsangabe sicherlich, dass im Film „Evilenko“ nicht immer auf die Wahrheit zurückgegriffen wurde. Der Film beschäftigt sich zwar mit dem Red-Ripper, es wurden aber einige Details verändert. Warum dies der Fall ist, ist nicht unbedingt nachvollziehbar.

Die Vorlage zum Film, der auch richtigerweise unter dem Namen Andrei Romanowitsch Tschikatilo gehandelt wird, wurde 1936 in der Ukraine geboren. Durch Stalins Unterdrückung hat er sehr darunter gelitten, dass sein Bruder dem Kannibalismus der Hungernden zum Opfer geworden sein soll. Zudem wurde er in seiner Kindheit gehänselt, da er extrem kurzsichtig war. Nachdem Tschikatilo studierte, der KPdSU beitrat, heiratete und zwei Kinder zeugte (obwohl er als impotent galt) wurde er 1971 Lehrer in Nowoschachtinsk. Nach einigen Fehlversuchen als Lehrkörper, er konnte keine Autorität ausstrahlen und beging sexuelle Übergriffe, arbeitete er in einer Versorgungsabteilung in einer Fabrik in Schachty. Während dieser Zeit kaufte sich Tschikatilo eine kleine Hütte, in der er seine sexuellen Triebe mit Prostituierten und runtergekommenen Frauen ausleben konnte. In der Datscha beging Tschikatilo 1978 seinen ersten Mord. Diesem sollten viele weitere, an vielen verschiedenen Orten folgen. Am 20. November 1990 wurde der Serienmörder verhaftet, am 14. Oktober 1992 zur dreifachen Todesstrafe und 86 Jahren Haft verurteilt. Am 16. Februar 1994 wurde er dann schließlich durch einen Genickschuss hingerichtet.

Von dem wirklichen Fall kommt in „Evilenko“, wie bereits erwähnt, nicht alles rüber. Das ist natürlich schade für diejenigen, die sich für das Leben und die Verbrechen des Serial-Killers interessieren. An vielen Stellen wurde schamlos übertrieben. Zum Beispiel, wo der Protagonist in einer Zugtoilette einen Jungen „schlachtet“. Die Tatsachen, die einem in der Biografie des Tschikatilo das Blut in den Adern gefrieren lassen, wurden dafür weggelassen (zum Beispiel Tschikatilos perverser Kannibalismus). Hierfür wären weitere Beispiele aufzuzählen, Vergleiche zwischen Wahrheit und Übertreibung, von dem kann sich der geneigte Betrachter aber selber ein Bild machen. Denn es kann ja auch Leute geben, die sich vom Film einfach nur unterhalten lassen wollen und denen es dabei egal ist, ob dort Fiktion oder Realität über den Bildschirm huscht.

Aber auch diejenigen werden sicherlich vom Film enttäuscht werden. Gleich zu Beginn wird klar, dass es sich um einen Billigfilm handelt, der dann auch noch von einer noch billigeren Synchronisation versaut wurde. Besonders fällt dies bei Kinderstimmen auf. Offensichtlich gab es in der Crew der Nachvertoner keinen Nichterwachsenen. Blöd nur, dass Kinder mitspielen und diese dann eine Stimme von Erwachsenen bekommen haben. Diese versuchen mit hohen Tönen alles zu retten, was aber, in peinlicher Art und Weise, misslingt.

An Glaubwürdigkeit ist also nicht zu denken. Glücklicherweise wurde die teilweise erfundene Geschichte aber gut umgesetzt und weiß den Betrachter über weite Strecken gut zu unterhalten. Es baut sich eine beklemmend, dichte Atmosphäre auf, die allerdings in einigen Momenten von Lächerlichkeit aufgelockert wird. Optisch ist das Ganze gut in Szene gebracht worden. Es gibt nette Schauplätze und eingesetzte Filter trüben geschickt das Bild. Eine weitere optische Besonderheit bringt Hauptdarsteller Malcolm McDowell auf den Bildschirm. Hier weiß man nicht ob er eine Glanzleistung darstellt oder sich zum Idioten macht. Beides ist wohl richtig. Malcolm McDowell, der in zahlreichen Filmen wie beispielsweise „Halloween (2007)“, „Star Trek – Treffen der Generationen“, „Caligula“ einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte, gibt eine grenzwertige Leistung ab. Es ist sicherlich schwierig gewesen, die Rolle des Evilenko zum Besten zu geben. Gerade auch weil er von den Drehbuchschreibern die Fähigkeit zur Hypnose und eine Schizophrenie mitbekommen hat. Die führt zu einigen seltsamen Situationen, die ebenso seltsam von McDowell wiedergegeben werden. Der Rest der Crew, spielt von solide bis na ja.

Regisseur David Grieco, der zuvor noch keinen nennenswerten Filmbeitrag verbuchen konnte, hat hier alles andere als ein Meisterwerk geschaffen. Gerade mit diesem Film hätte man zeigen können, dass man mit dem knappen Budget der italienischen Geldgeber etwas entstehen lassen kann, dass sich vom den kommerzstrebenden amerikanischen Filmstudios absetzt. Die Darsteller überzeugen ebenso wenig wie die Dialoge, die Musik oder die Kameraarbeit. Letztere wird immer nur auffällig innovativ, wenn es darum geht einen Mord nicht zu zeigen. Was sicherlich nicht unrichtig aber auffällig einfallslos ist.

Von daher kann man von „Evilenko“ nur abraten. Gute Unterhaltung sieht anders aus und ein Film über das Leben des Andrei Romanowitsch Tschikatilo sollte ganz anderes aussehen. Wer letzteres erwartet, sollte sich lieber den Film „Citizen X“ angucken, der die Thematik wesentlich besser verarbeitet oder auf das Taschenbuch „Der Todesengel von Rostow“ von Autor Peter Conradi zurückgreifen. Weil es die Taten und das Leben des Andrei Romanowitsch Tschikatilo wahrheitsgemäß und gut zu lesen, rüberbringt.

Bewertung

SplatterEvilenko
SpannungEvilenko
StoryEvilenko
EkelfaktorEvilenko
AtmosphäreEvilenko
GesamtEvilenko

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