Das Leichenhaus der lebenden Toten

Informationen

OT:Non si deve profanare il sonno dei morti

ca. 89 Minuten

Italien, Spanien 1974

Regie

  • Jorge Grau
Darsteller

  • Cristina Galbó
  • Ray Lovelock
  • Arthur Kennedy
  • Aldo Massasso
  • u.a.

Das Leichenhaus der lebenden Toten

Story

Der Londoner Kunsthändler George (Ray Lovelock) möchte das Wochenende in seinem neu erworbenen Sommerhaus in Windemere verbringen, allerdings kommt ihm dabei ein unglücklicher Zwischenfall in die Quere. An einer Tankstelle demoliert eine junge Frau namens Edna (Cristina Galbó) versehentlich sein Motorrad, das nun voraussichtlich nicht vor Montag repariert werden kann. Als Entschädigung nimmt Edna, die auf dem Weg zu ihrer Schwester Katie (Jeannine Meastre) ist, George in ihrem Wagen mit, allerdings dauert es nicht lange, bis sie sich in der ihr unbekannten Gegend verfährt. Als die Beiden einen Zwischenstopp einlegen, bei dem sich George nach dem weiteren Weg erkundigt, wird Edna plötzlich von einem unheimlichen Mann angegriffen, der jedoch ebenso schnell wieder verschwindet, wie er aufgetaucht ist. Beunruhigt finden die Beiden kurz darauf zu Katie, deren Mann kurz nach ihrer Ankunft brutal ermordet wird. Edna lassen die mysteriösen Geschehnisse keine Ruhe, weshalb sie sich bei der Bevölkerung des nahegelegenen Dorfes nach dem unheimlichen Angreifer erkundigt. Ihre Beschreibung passt haargenau auf einen bekannten Landstreicher, allerdings gibt es nur ein kleines Problem: Dieser wurde vor etwa einer Woche ertrunken aufgefunden. George und Edna gehen dem Rätsel auf den Grund und finden dabei heraus, dass eine nicht unweit eingesetzte, radioaktive Maschine zur Ungeziefervernichtung Strahlen aussendet, die die Toten wieder aus ihren Gräbern steigen lassen…

Kritik

Wer glaubt, dass Horror-Altmeister George A. Romero damals der einzige war, der das Zombie-Genre salonfähig machte und es für die kommenden Jahrzehnte im Alleingang prägte, der irrt gewaltig. Zwar gehören seine Werke "Night of the Living Dead" und insbesondere "Dawn of the Dead" unangefochten zu den wichtigsten und besten Filmen des Sub-Genres, doch in den zehn Jahren, die zwischen "Night" und "Dawn" lagen, erschien noch ein anderer Zombie-Beitrag aus Spanien, der heute beinahe wieder in Vergessenheit geraten ist, der aber trotz seines frühen Erscheinungsjahres von 1974 bereits all die Qualitäten aufwies, zu denen die italienischen Filmemacher in den kommenden Jahren erst mühsam fanden. Die Rede ist von Jorge Grau’s "Das Leichenhaus der lebenden Toten", der über die Jahre unter gut ein duzend Titeln bekannt wurde, wobei "Let Sleeping Corpses Lie" zu den bekanntesten zählen dürfte. Unter Genre-Kennern wird dieses Werk gerne mal als Geheimtipp des frühen Zombiefilms bezeichnet. In der Tat liegt ihm fast so etwas wie eine historische Besonderheit zugrunde, handelt es sich dabei doch um den ersten Zombiefilm, der detailliert und in Farbe all die blutigen Grausamkeiten zeigte, die in "Night of the Living Dead" noch eher angedeutet wurden und die "Dawn of the Dead" später zu seinem skandalösen Ruf brachten. "Das Leichenhaus der lebenden Toten" ist jedoch alles andere als ein geistloser Splatterfilm, vielmehr kann man mit Fug und Recht behaupten, dass den Verantwortlichen hiermit ein Werk gelang, das sich trotz der Untoten-Thematik sehr bewusst vom Trash entfernt hält. Es handelt sich hierbei also vielmehr um einen ernstzunehmenden und atmosphärischen Horrorfilm, als um hanebüchenen Blödsinn, mit dem das Zombie-Genre gerne mal in Verbindung gebracht wird. Dass "Das Leichenhaus der lebenden Toten" nach seinem Erscheinen für einigen Wirbel sorgte und in Deutschland – natürlich – eine Indizierung folgte, das ist aus heutiger Sicht nur noch bedingt nachvollziehbar. Mit der extremen Brutalität heutiger Folter-Machwerke kann dieser Klassiker längst nicht mithalten, allerdings bietet er für sein Alter doch so manch überraschend harten Effekt. So wird das Publikum nicht nur Zeuge einer der bis dato brutalsten Entweidungen der Filmgeschichte, sondern bekommt auch einen überzeugenden Effekt zu sehen, bei dem einer Frau eine Brust weggerissen wird. Für all zu zarte Gemüter mag das Werk deshalb nicht geeignet sein, allerdings hält es sich im Gesamtkontext eher mit Gewaltdarstellungen zurück, die erste Gore-Szene ist sogar erst nach einer ganzen Stunde zu sehen. Vorher beschäftigt sich das Werk mit einem dezenten Spannungsaufbau, der hier noch wie zu Zeiten der klassischen Gruselfilme betrieben wird. Edna wird zuerst von einem Mann angegriffen, der sich später als Untoter herausstellt, dies wirkt beim Großteil des Publikums sicherlich um einiges besser als die Holzhammer-Methode so manch anderer Zombie-Machwerke. Zugegeben: Die Inszenierung ist gelegentlich etwas träge, da hätte der eine oder andere Spannungsmoment mehr nicht geschadet. Aus technischer Sicht weiß das Gesamtbild aber zu gefallen und bewegt sich weit über dem Niveau eines lieblosen B-Movies. Beim Soundtrack wurde ebenso sorgfältige Arbeit geleistet wie beim dezenten, aber effektiven Make-Up der Zombies. Auch die Schauspieler wurden passend gecastet, vor allem Cristina Galbó ist eine enorme Bereicherung für das Werk. Die rothaarige Schönheit ist eine hübsche und darstellerisch talentierte Abwechslung zu den typischen Aktressen der damaligen Zeit, weshalb es beinahe schon zu bedauern ist, dass sie nie zu dem Ruhm kam, den sie sicherlich verdient hätte. Ihr zur Seite steht ein gut aufgelegter Ray Lovelock, dessen Filmographie um einiges umfangreicher ausfällt und der die Rolle des aufständigen und rebellischen "70’s Guy" glaubwürdig rüberbringt.

Angenehm sympathischer Zombie-Horror aus vergangenen Tagen, der sich der Thematik mit der angemessenen Ernsthaftigkeit annähert und daraus einen soliden, nicht zu anspruchslosen Genre-Beitrag auf die Beine stellt. Permanente Spannung will aufgrund einer bislang etwas unausgewogenen Dramaturgie nicht aufkommen, dafür wird das Publikum am Ende aber noch mit einigen unerwartet derben Effektspitzen belohnt. "Das Leichenhaus der lebenden Toten" mag vielen aus heutiger Sicht beinahe schon zu antiquiert wirken, doch gerade die Fans des klassischen Horrors sollten hier einen Blick riskieren.

Bewertung

SplatterDas Leichenhaus der lebenden Toten
SpannungDas Leichenhaus der lebenden Toten
StoryDas Leichenhaus der lebenden Toten
EkelfaktorDas Leichenhaus der lebenden Toten
AtmosphäreDas Leichenhaus der lebenden Toten
GesamtDas Leichenhaus der lebenden Toten

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